Gnade für Blaumacher

Pescara (epd/taz) – Wer unter Fußballfieber leidet, bekommt kein ärztliches Attest. Ein Handelsvertreter aus Pescara an der Adria erbat sich daher bei seinem Chef aus „schwerwiegenden persönlichen Gründen“ um ein paar freie Tage. Anstatt sich, wie angekündigt, um seine Familie zu kümmern, reiste der Italiener jedoch zur Fußball-Europameisterschaft ins britische Manchester, um beim Achtelfinalspiel Deutschland gegen Italien dabei zu sein. Auf der Tribüne wurde der Fußballfan Opfer des Medienzeitalters. Fahnenschwingend und von der Spannung sichtlich gezeichnet, brüllte der Handelsvertreter direkt in das Objektiv einer Fernsehkamera – und zu Hause in Pescara sahen ihn alle: Kollegen, Kunden und natürlich sein Chef. Doch der Arbeitgeber drückte gegenüber dem zerknirschten Heimkehrer ein Auge zu. Für seinen Angestellten, sagte er, sei es schon Strafe genug, daß Italien verloren habe.