München sieht seine Zukunft im Untergrund

■ Beim Bürgerentscheid setzen sich die Befürworter dreier Autotunnels durch

München (taz) – Knapper geht's kaum. Die Münchner Wähler haben am Sonntag mit einer Mehrheit von 50,7 Prozent für den Ausbau des Mittleren Rings durch drei Autotunnel gestimmt. Der Gegenvorschlag, der den öffentlichen Verkehr sowie Sozial- und Kulturprojekte fördern wollte, scheiterte mit 49,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 32 Prozent.

Ungeklärt und umstritten war auch am Tag nach dem Bürgerentscheid, wie die Tunnels finanziert werden sollen. Zwei Milliarden Mark müssen für die insgesamt fünf Kilometer langen Röhren bezahlt werden, was Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) nur bei drastischen Streichungen in anderen Bereichen für machbar hält. Deshalb forderte Ude die CSU gestern auf, einen Plan vorzulegen, bei welchen Projekten die Stadt sparen könne. „Geschäftsgrundlage“ sei dabei die Tunneljahresrate, die die CSU im Wahlkampf versprochen hatte: 30 Millionen oder – mit den Worten der Tunnelbefürworter – „zwei Mark pro Bürger und Monat“.

Die CSU kommt durch diese Forderung in eine schwierige Situation. Im Wahlkampf hatte sie bekundet, daß die Tunnels lässig zu finanzieren seien. Doch gestern erklärte der CSU-Fraktionschef, Hans Podiuk, im Münchner Rathaus bereits, „daß wir schauen müssen, wo wir Einsparungen machen können“.

In jedem Fall wird es ein Weilchen dauern, bis die Autoröhren befahrbar sind – wenn überhaupt jemals alle drei Tunnels gebaut werden. Denn sie sollen nacheinander entstehen, jeweils mit einer Bauzeit von fünf Jahren. Im günstigsten Fall wäre die erste Eröffnung also im Jahr 2002, die letzte im Jahr 2012. Felix Berth

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