piwik no script img

Aus für überregionales Kurden-TV

■ Dem kurdischen Fernsehsender MED-TV wurde der Mietvertrag für die Satellitenausstrahlung gekündigt

Berlin (taz) – Der kurdische Fernsehsender MED-TV, der seit Mai 1995 über Satellit in kurdischer Sprache sendete, ist eingestellt worden. Die polnische Satellitengesellschaft PTT, die von einer französischen Firma die Ausstrahlung von MED-TV übernommen hatte, kündigte dem Sender den Mietvertrag. Die türkische Regierung hatte schon seit langem den Vorwurf in die Welt gesetzt, MED-TV betreibe Parteipropaganda für die „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK). Der Schritt kam für die Mitarbeiter genauso überraschend wie für die Zuschauer. Nach Angaben des Senders sollen etwa am vergangenen Samstag über zehn Millionen Menschen MED-TV gesehen haben. Der türkische Staat hatte von Anfang an nichts unversucht gelassen, um die Arbeit von MED-TV zu verhindern. Unzählige Male intervenierte die türkische Regierung in Portugal, Spanien und insbesondere in Frankreich, um die Sendungen des MED-TV zu unterbinden. Dennoch kam die Kündigung zum jetzigen Zeitpunkt überraschend, da die Mitarbeiter sich in letzter Zeit um eine größere Vielfalt des Programmes bemüht hatten. Der Träger, die „MED-TV Broadcast Ltd.“, hat bereits angekündigt, juristische Schritte gegen die Kündigung einzuleiten.

Das überregionale kurdische Fernsehen war das erste seiner Art. Es gab zwar im Irak und später in der Sicherheitszone im Nordirak unterschiedliche Fernsehkanäle, sie alle waren aber regionale Sender, deren Reichweite noch nicht einmal zur nächsten Großstadt langte.

MED-TV strahlte neben politischen Sendungen, in denen Vertreter unterschiedlicher Gruppierungen zu Wort kamen, auch Kindersendungen wie „Nûbihar“ aus, die für viele kurdische Kinder die einzige Möglichkeit waren, die Muttersprache zu erlernen. Weitere Sendungen wie „Archäologie in Kurdistan“ und kurdische Musikprogramme hatten eine große Zahl von Stammzuschauern erreicht. hasso

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen