■ Cash & Crash: Schweizer Beben
Zürich/Berlin (AP/taz) – SpekulantInnen an den Schweizer Börsen hatten gestern einen Freudentag. Am Morgen hatte die Finanzgruppe CS Holding AG mitgeteilt, daß sie rund 5.000 MitarbeiterInnen entlassen und ihre Holding völlig umstrukturieren werde. Immerhin ist CS die zweitgrößte Bankengruppe des Landes, die seit 1982 mit schier unstillbarem Appetit Schweizer Banken kaufte. Unter anderem die Bank Leu, das älteste Bankhaus der Schweiz. Neben der Schweizer Kreditanstalt, der Investmentbank CS First Boston und der Schweizerischen Volksbank ist CS auch in Nichtbanken-Geschäftsfeldern tätig und hält 44 Prozent der Elektrowatt AG.
Nun wollen sich die CS-ManagerInnen auf ihre Kernbereiche konzentrieren. Elektrowatt und andere Beteiligungen stoßen sie ab, das Bankgeschäft gliedern sie neu. Vier Geschäftsfelder werden die Banker ab kommendem Jahr bearbeiten. CS Volksbank kümmert sich um die Firmenkunden, CS Private Banking um private Anleger, CS Asset Management übernimmt die institutionelle Vermögensverwaltung und die Credit Suisse First Boston das Handelsbankengeschäft und das Investment Banking.
Eine Milliarde Schweizer Franken will die CS Holding für die Umstrukturierungen dieses Jahr zurückstellen. Die seien durch stille Reserven aus den nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäftsfeldern gedeckt, teilte die CS Holding mit. Durch die konzentrierte Konzernstruktur erwarten die CS- Banker Kosteneinsparungen von rund 700 Millionen Franken jährlich. Das Gewinnpotential soll sogar noch größer sein.
Der ehemalige Konzernchef Josef Ackermann ist „wegen unterschiedlicher Auffassungen“ bereits zurückgetreten. Sein Kollege von der Schweizer Rückversicherung, Lukas Mühlemann, übernimmt seinen Sessel und damit die operative Führung der neuen Credit Suisse Group. Er hatte in den vergangenen zwei Jahren der Schweizer Rück einen markanten Gewinnsprung beschert.
Die AktionärInnen der Schweizer Rück reagierten gestern dann auch empfindlich. Die Aktien des Versicherungskonzerns eröffneten an der Zürcher Börse um 1,34 Prozent tiefer und fielen damit um 17 Schweizer Franken. Die Aktien der CS Holding sind dagegen gesprungen. Sie eröffneten mit 5,83 Prozent, stiegen somit um 7 Franken auf 127,00 Franken. Insbesondere der neue Konzernchef Mühlemann schien den AktionärInnen vielversprechend. ufo
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