Was wird aus der Brent-Spar-Ölplattform?

■ Ölkonzerne weigern sich weiterhin, auf Versenken der Inseln zu verzichten

Vidlin/Shetlandinseln (taz) – 21 Maschinenbauunternehmen aus 7 Ländern dürfen sich glücklich schätzen, an der Ausschreibung um das Abwracken der Brent Spar teilnehmen zu dürfen. Auf einer Pressekonferenz in London hat der Ölmulti Shell gestern eine Liste mit Off-shore-Unternehmen vorgelegt, die nach Ansicht von Shell über ausreichenden Sachverstand und Erfahrung auf diesem Gebiet verfügen. Aus Deutschland ist die Thyssen Stahlunion dabei.

Die Unternehmen sollen der Ölfirma bis zum 31. Juli ihre Vorstellungen bezüglich der Entsorgung der Brent Spar vorlegen. Shell wird diese prüfen und sich letztlich auf sechs Unternehmen festlegen, mit denen detaillierte Konzepte erarbeitet werden sollen. Mit einer Entscheidung bezüglich des Schicksals der Brent Spar wird nicht vor 1997 gerechnet.

Der Geschäftsführer von Shell U.K., Heinz Rothermund, wies während der Pressekonferenz erneut darauf hin, daß der Ölkonzern eine Lösung im Einvernehmen mit der öffentlichen Meinung sucht. Er sagte: „Wir nehmen zur Kenntnis, daß wir die Spar anfangs entsorgen wollten, ohne ausreichend erklärt zu haben, was wir eigentlich vorhaben.“

Greenpeace hieß die Bekanntgabe Shells willkommen. Sie sei ein weiterer Schritt in Richtung auf eine Lösung der Brent-Spar-Entsorgung. Doch Helen Wallace von der Umweltschutzorganisation fügte hinzu, daß die Brent Spar etwas viel Größeres als die Auseinandersetzung zwischen Greenpeace und Shell symbolisiere. Sie stehe vielmehr „für die Zukunft unserer Meere und für das Begehren der Öffentlichkeit, daß sich die Industrie verantwortungsbewußt gegenüber der Umwelt verhält“.

Greenpeace werde den Fortgang der Entsorgungsdiskussion im Auge behalten. Am vergangenen Dienstag kehrte das neue Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“ von einer vierwöchigen Tour durch die Nordseeölfelder nach Hamburg zurück. Greenpeace-Meeresbiologe Christian Bussau sagte, daß auch ein Jahr nach Brent Spar keine der verantwortlichen Ölfirmen bereit sei, generell auf Versenkungen zu verzichten und die Anlagen an Land zu entsorgen.

Die Brent Spar stand letzten Sommer im Zentrum heftiger Auseinandersetzungen zwischen Shell und Greenpeace. Am Ende einer Serie spektakulärer Aktionen seitens der Umweltorganisation entschied sich Shell gegen die von der britischen Regierung sanktionierte Versenkung im Atlantik. Seither liegt die Brent Spar auf Reede im norwegischen Erfjord. Hans-Jürgen Marter