■ Vorschlag
: Machorastamännerwelten – Buju Banton in Huxley's Neuer Welt

Ob sich das Dancehall-Feeling bei einem Sommer-Jam in der Halle einstellen kann, ist eher zweifelhaft. Andererseits gibt es ohne Wärme auch keine Dancehall-Exzesse. Buju Banton wird jedenfalls drinnen seine News aus Jamaika verbreiten. Und die sind nicht einfach „We are one Family“. O nein.

Berühmt wurde Buju Banton durch seine Dancehall-Präsenz, seine Wurzeln hat er jedoch im Rastafaratum. Der gewaltkritische „Murderer“ war ein Hit, „Willy don't be silly“ ein Rastafara-unüblicher Pro-Kondom-Song. Fast vergessen scheint zu sein, daß Banton 1992 eine reaktionäre Rastafara-Familienideologie propagierte. Außerdem war „Boom Bye Bye“ glatter Aufruf zum Schwulenmord. Schwule haben in Bantons Welt, in der Frauen als Kinderaufbewahrungsorte gesehen werden und Männer als Erzeuger weiterer gläubiger Rastafaras, keinen Platz. Nachdem „Boom Bye Bye“ 1992 in die Radios kam, begannen einige schwule/lesbische Mediengruppen, vor allem aber schwarze Schwulengruppen in England und den USA (nicht in Jamaika selbst) mit Boykottaufrufen. Radiostationen setzten den Song ab. Mercury, sein Plattenlabel, nahm „Boom Bye Bye“ von seiner neuen Platte. Irgendwie entschuldigte sich der Reggae-Star, aber nicht ohne noch mal klarzumachen, daß ein echter Kerl einfach keine andern Rollenmuster verträgt.

So richtig geschadet hat das Bantons Karriere nicht. Er ist der jamaikanische Musiker, der Bob Marleys Nummer-eins-Single-Rekord in einem Jahr übertraf. Bantons Musik ist weiterhin Reggae, ohne Booyaaka Giekser, Dub-Einschnitte oder tieftönende Toasts. Der zweiten Platte „Til Shiloh“ hat Banton auch eine Erklärungs-CD hinterhergeschickt, die aus Interviewcuts und Musikbeispielen besteht. Dort gibt er seine Lebensgeschichte zum besten und bestätigt das Image des harten, aber Gewalt ablehnenden Moralisten, der in seiner konservativen Reggae-Welt die Dancehall als heterosexuellen Vergnügungspark preist. Annette Weber

Heute, 20 Uhr, Huxley's Neue Welt, Hasenheide 108-114