Kommentar
: Zu ehrlich

■ Bausenator Schulte und seine CDU

Bausenator Bernt Schulte ist ein ehrlicher Mann. Viel zu ehrlich für das, was die Große Koalition zur Zeit als Politik aufführt. Vor einem Jahr hat der neue Senat die große Lösung für die verseuchte Gesamtschule West beschlossen: Abriß und Neubau für insgesamt 72 Millionen Mark. Doch drei Wochen bevor die ersten Wände einstürzen sollen, fällt einigen CDU-Abgeordneten plötzlich ein, daß die gesetzlich vorgeschriebene Sanierung auch viel billiger zu haben sein müßte: 25 Millionen Mark peilen sie über den Daumen.

Bausenator Schulte läßt seine Beamten rechnen und tatsächlich: die Zahl wird bestätigt. Doch dann muß er sich vom Gesundheitsamt erklären lassen, daß nicht nur Asbest und PCB, sondern auch die völlig vermurkste Lüftung, Beleuchtung und Heizung des Betonkastens mit seinen hermetisch geschlossenen Fenstern zu Kopfschmerzen und schlimmeren Erkrankungen bei SchülerInnen und LehrerInnen führen.

Der ehrliche Schulte hat jetzt all dies in seine Vorlage für die Baudeputation geschrieben und vorgeschlagen, erneut zu beschließen, was seit dem vergangenen Sommer bereits Beschlußlage der Koalition ist: Abriß und Neubau der GSW. Doch so genau wollte es seine Partei gar nicht wissen. Denn für sie geht es beim Thema GSW gar nicht um die Sache, sondern um den Kampf gegen die Gesamtschule überhaupt. Und da stört Ehrlichkeit gewaltig. Dirk Asendorpf