Eiskunstlauf wird Bezirken zu teuer

■ Neue Rechtsform für Eissporthallen gesucht. Preiserhöhungen und veränderte Öffnungszeiten kein Tabu

Nach den Bädern droht jetzt auch bei den Eintrittspeisen der Eissporthallen eine Gebührenerhöhung. Mehrere Bezirke überlegen derzeit, die kostenintensiven Anlagen in andere Rechtsformen zu überführen. In Berlin gibt es sieben städtische Kunsteisbahnen, die dem Bezirk oder dem Senat unterstehen. Drei davon bieten Eisbahnen im Freien an, nur zwei sind den Sommer über geöffnet. Die Eissportanlage Lankwitz in Steglitz zum Beispiel wird erst im Oktober wieder eröffnet. Doch selbst das scheint auf Grund der betriebsinternen Finanzmisere nicht gesichert.

Nach Angaben des Steglitzer Sportamtes betrugen die Kosten 1995 800.000 Mark, während die Einnahmen nur bei 100.000 Mark lagen. In den letzten drei Jahren habe der Bezirk fast eine halbe Million in die Anlage investiert. Dies übersteige die Kapazitäten des Bezirks.

Gesucht wird jetzt ein Investor. Die Eissportanlage soll jedoch nicht verkauft, sondern verpachtet werden. Möglich ist auch eine Regelung nach dem Erbbaurecht, doch das sei Verhandlungssache. Laut Amtsleiter Sonnenschein gibt es zwar schon Bewerber, die ihr Konzept aber noch vorlegen müssen.

Der Bezirk will sich in jedem Fall Mitspracherechte vorbehalten, um Schulklassen die Nutzung der Eislaufbahn zu sichern. Der neue Betreiber könne den Betrieb aber rentabler gestalten. Davon seien neben einer Neugestaltung des Geländes mit Restaurant und Disco auch die Eintrittspreise und der Personalstand betroffen.

Falls sich kein Investor finden läßt, muß der Bezirk selber die Kosten senken. Sonnenschein denkt an reduzierte Öffnungszeiten. „Wenn die Eisfläche nur zu eingeschränkten Zeiten zur Verfügung gestellt wird, sinken die Stromkosten.“ Auch der Maschinenverschleiß sei geringer. Vermutlich werde die Anlage, statt wie üblich im Oktober, erst im November geöffnet. Auch die Preise müßten „analog der jetzigen Bäderpreise“ erhöht werden. Das bedeutet für Erwachsene eine Erhöhung von drei auf fünf bis sechs Mark.

Auch die Wilmersdorfer Sportstadträtin Brigitte Safadi (CDU) hält eine Preiserhöhung für das Eisstadion Wilmersdorf für diskussionswürdig. Einzelkarten sollen von vier auf sechs, ermäßigte Karten auf drei Mark erhöht werden. Doch diese Entscheidung könne vom Bezirksamt nicht im Alleingang, sondern eine allgemeinverbindliche Entgeltordnung müsse auf Landesebene entschieden werden: „Eissportanlagen, die höhere Kosten haben, sollen nicht zusätzlich durch preiswertere Konkurrenz benachteiligt werden.“ Auch Wilmersdorf sucht langfristig einen Ausweg aus der Krise: 1995 standen den Kosten in Höhe von 2.143.000 Mark nur 721.000 Mark an Einnahmen gegenüber. Am Donnerstag wird mit der Senatsverwaltung für Schule und Sport über eine Angliederung des Eisstadions Wilmersdorf an das Sportforum Berlin in Hohenschönhausen verhandelt. Isabel Fannrich