■ Press-Schlag
: Gemecker ade: Herr Ziege hat Bock

Ziege hat Oberwasser. „Ich habe bei Bayern einen Vertrag bis 1998 und werde ihn erfüllen“, hat er gesagt. Ziege hat nämlich bei der EM den Eindruck erweckt, er sei ein Weltklassespieler. Das gelang Ziege, weil er wirklich gut spielte, zum anderen, weil die Gegebenheiten auf dem Platz ihm entgegenkamen. Für die englischen Blätter war Ziege irgendwann mindestens so gut wie Maldini.

Ziege ist eben ein richtiger Fußballer. Ziege hat aber Imageprobleme. Wo Kollege Scholl witzig Pluspunkte sammelt, hat Ziege ein mediales Minus. Genauer: Einen Hohlraum. Wer ist Ziege eigentlich? Den Laien gilt er als „der mit den Pickeln“, den Fachleuten auch nicht viel mehr. Wenn Leute anfangen, über die Nicht-Persönlichkeit des Gegenwartsfußballers nachzudenken – kommen sie garantiert bei Ziege raus.

Ziege hat auch Pech. Matthäus! Klinsmann! Helmer! Kahn! Scholl! Babbel! Jeder bei Bayern ist irgend etwas. Ziege ist bloß Ziege. „Ziege in den Zoo“, rufen die Fans. Ziege ist der „Prügelknabe“. So hat er sich gefühlt. „Einige zählen mich schon zum Inventar“, meckerte Ziege.

Doch nun wird alles anders: Ziege darf dem Spiegel ein Interview geben: „Herr Ziege, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.“ Herr Ziege! Zieges Name wird mit dem FC Barcelona und Juventus Turin verknüpft. Ziege „denkt nach“. Ziege glaubt, daß das sein Ansehen beim FC Bayern stärkt! Ziege ist 24. Ziege hat jetzt Bock, zu einer Persönlichkeit zu reifen. Wer weiß? Vielleicht ist Ziege schon eine. Es hat ihm nur noch keiner gesagt.

Als die deutschen Fußballer in Wembley ausgelassen den EM-Sieg feierten, trug einer einen „Snickers“- Hut in Schwarz-Rot-Gold. Sah befremdlich aus. Weil man den nur von hinten sah, gingen Journalisten im Kopf alle Spieler auf Snickershut- Kompatibilität durch. Man kam zu dem Schluß, daß es Ziege sein müßte. Dann drehte sich der Hut um – und es war Ziege. pu