Der große Schwall

■ Entlastung für Isebek-Kanal und Elbe: Neues Rückhaltebecken eingeweiht

Eine Premiere der besonderen Art fand gestern unter der Stresemannstraße statt. Die ZuschauerInnen waren gehalten, in Overall und Gummistiefeln, mit Handschuhen und Helm zu erscheinen und vor dem Paketpostamt am Kaltenkirchener Platz in einen engen Schacht zu klettern. In fünf Metern Tiefe landeten sie in einem 150 Meter langen und 24 Meter breiten Gewölbe, dem neuen Mischwasser-Rückhaltebecken Augustenburger Straße. Dort stand „Schwallspülung“ auf dem Programm.

Es hört sich an wie eine überdimensionale Klospülung, wenn das Wasser in die flachen, schmalen, Rinnen schießt, die das Becken U-förmig durchziehen. Nach wenigen Minuten hat der Schwall einen Haufen Dreck erfolgreich ins Siel befördert – die festen Überreste eines „Überlaufereignisses“ der vergangenen Woche. Nach einem längeren Regenguß waren die Siele, die in Hamburg Regen- und Abwasser gemischt abtransportieren müssen, mal wieder randvoll.

Doch diesmal strömte die Dreckbrühe von der Augustenburger Straße nicht mehr unter der Waterloo- und Bellealliancestraße zum Isebek-Stammsiel und von dort aus in die Isebek: Das gestern von der Stadtentwässerung in Betrieb genommene Rückhaltebecken, das 9500 Kubikmeter Schmutzwasser faßt, verschont den Isebek-Kanal vor einem neuen Fischsterben. Dem Kanal, der schon durch das im Juni fertiggestellte Becken am Lehmweg entlastet wird, bleibt in Zukunft eine Mischwasserflut von bis zu 10.000 Kubikmetern erspart.

Bezahlt haben das Becken und die dazugehörigen Umbauten die HamburgerInnen mit ihren Sielgebühren. Das 33 Millionen Mark teure unterirdische Bauwerk soll auch die Elbe entlasten. In Zukunft fließt das Abwasser von dort aus in Richtung Hafenstraße, und auch die dort in die Elbe eingeleitete Schmutzwassermenge soll sich durch das neue Rückhaltebecken verringern. Nicht zuletzt dürfen sich die Anwohner in Altona Nord freuen, weil künftig nicht mehr bei jedem Regen die Straßen überschwemmt werden.

Vera Stadie