Schutzlos im Supermarkt

■ Der Einkaufsberater der Verbraucher-Zentrale wurde eingestellt

Die Verbraucherfragen waren zahlreich und quer durchs Supermarktregal: Darf in Schokolade Blut eingesetzt werden, was ist in Brot so drin, sind Cola und Salzstangen tatsächlich eine Durchfalldiät? Überprüft wurden die fadenscheinigen Werbeaussagen über Schlankheitspulver wie „Herbalife“ und andere Wundermittel. Doch ab sofort müssen die HamburgerInnen ganz auf sich selbst gestellt einkaufen gehen: Der Service „Einkaufsberater“ der Hamburger Verbraucher-Zentrale wurde pünktlich zum Jahresbeginn eingestellt.

Per Telefonansage oder über regionale Zeitungen sorgte der Einkaufsberater 30 Jahre lang für Informationen rund ums Leben. Nun verlieren die Verbraucher „einen wesentlichen Teil ihres Schutzes“, sagt Ralf Alsfeld von der Ernährungsberatung der Zentrale. Doch das Geld für die Preisermittlerinnen wurde gestrichen.

Neun Mitarbeiterinnen waren zuletzt in Hamburg unterwegs. Mittels Ausweis legitimiert und bewaffnet mit Stift und Block pirschten sie durch Hamburger Supermärkte, notierten Preise und Angebote, registrierten jede Veränderung und Luschigkeit im Sortiment und erahnten durch stete Präsenz vor Ort die Fragen, die die Verbraucher beschäftigten. Ihre gesammelten Informationen gaben sie per Telefon einmal wöchentlich an die Ernährungsberater in der Zentrale durch. „Das war für uns ein wichtiges Instrument, um Themen aufzuspüren, eingreifen und argumentieren zu können“, sagt Alsfeld.

Die Experten verfaßten mittels dieser neutralen und kontinuierlichen Marktbeobachtung ihren Pressedienst zur derzeitigen Markt- und Preislage von Steckrüben, Milch oder Bier. Meist gab es dazu Tips, welche Produkte in Pfandflaschen zu kaufen sind, wo es Biofleisch gibt, oder sie widmeten sich Themen über die großen Fleisch- und Eierskandale hinaus: „Niemand warnt doch die Verbraucher, daß Natur-Käse keine Zusatzstoffe enthalten dürfen, oder daß auf Negerkuß-Packungen Rezepte mit Alkohol für Kinder gedruckt sind“, empört sich Ralf Alsfeld. Erneut werde nun ein regionales und verbraucherpolitisch wichtiges Instrument einfach gestrichen.

Die Cola-Salzstangen-Diät taugt übrigens nicht bei Durchfall, und dem Genuß von „Herbalife“ folgt laut Einkaufsberater zumeist Heißhunger, und zwar nicht auf Schlankheitspulver.

Katrin Wienefeld