Nacktputzwurfmaschinen

Hamburger Allerlei(h) oder Problemlösung auf Zeit: Buch über alles, was es zu leihen, zu mieten und zu chartern gibt  ■ Von Ulrike Winkelmann

Eigentum ist Diebstahl und un-ökologisch. Warum also die Schokokuß-Wurfmaschine, die ABBA-Revival-Band oder das Deco-Tarnnetz nicht einfach leihen? Die 96/97er Ausgabe des „Hamburger Allerlei(h)“ führt leih-, miet- und charterbegeisterte Gemüter in Sachen Partyausrichtung auf den Pfad der Kreativität: Womit den depressiven Dreißigjährigen in spe zu seinem Geburtstag unangenehm überraschen, wenn nicht mit „Aram, Bauchtanz aus Leidenschaft“ aus der Rubrik „Bauchtänzer, männlicher“?

Was tun, wenn die Katze kotzt und ihr Transport zur Ärztin all unserer Splatterfilm-Erfahrung Hohn spräche? Flugs schlagen wir unter „Tiertaxi“ nach und erfahren, daß Thomas Tiede den Job gerne für uns macht. „Dienstleistungen und Problemlösungen auf Zeit“, erklärt Frauke von Rönne vom Missing Link-Verlag, „nehmen wir in das Buch auf“. 1994 sei der Verlag eigens zur Herausgabe des Branchenbuchs für Rent-a-whatever gegründet worden; seitdem „vertiefen wir uns mit wachsender Begeisterung in Kleinanzeigen“, um den mittlerweile 3000 Einträgen im Buch weitere hinzuzufügen.

Der Hamburger Schachjugend Bund allerdings ist nicht zu mieten, sondern wird genannt, um den Schachsport nicht gegenüber etwa dem Bungee-Jumping zu diskriminieren. Auf der Suche nach Erlebnissportarten finden wird neben dem inzwischen ohnehin etwas angestaubten Bungee-Zeug und den beiden auch schon bekannten Nacktputzdiensten den „Barfly Jumper“.

Ute Jansen bei „Team Action Sports“ erzählt, daß man sich beim Barfly Jumping mit einem Klettanzug und einem Trampolin gegen eine aufblasbare Klettwand katapultieren könne. Inklusive Betreuungspersonal: 1950 Mark. Hinweisen will sie uns auch noch auf die „Human Table Soccer“-Anlage (3950 Mark pro Tag), in der sich 16 Menschen vom Begleitpersonal an Stangen festzurren lassen und mit sich Tischfußball spielen können: „ein Highlight“!

Rätsel geben die Rubriken „Convectomaten“ und „Excalibur“ auf; begrüßenswert, leider unökologisch ist mit Sicherheit, daß man sich nunmehr sowohl Zigaretten als auch Kondome frei Haus liefern lassen kann. Ein paar Seiten weiter: „Interessen-Wahrnehmung“. Spannend. Die Winsener Nummer taucht unter „Wanzen(Mini-Spion)- aufspürung“ wieder auf. Schon ein atemberaubter Anruf erhellt, daß Erhard Seefeldt Dinge verleiht, „die subtil zum Ziel führen.“ Natürlich klinge das „ein bißchen mysteriös“, aber das sei zur Wahrung der Interessen seiner Klienten leider notwendig.

Hamburger Allerlei(h), Ausgabe 96/97, 206 Seiten, 14,80 Mark