Der letzte Impressionist

■ Der etwas andere Kunsthandel: „Die Galerie“ schenkt den Menschen Nostalgie – stets passend zum Sofa

Hinweisschilder zu ec-Automaten malt Klaus Schoppe nicht. Auch keine Autobahnrastplätze oder was es noch gibt im ständig wachsenden Fundus neuzeitlicher Scheußlichkeiten. Modernen Motiven weicht Meister Schoppe ebenso kunstvoll aus wie der modernen Kunst, bei deren bloßer Namensnennung sich viele Menschen mit Grausen abwenden. In Schoppes Repertoire ist die Welt noch in Ordnung. Schoppe malt die Wümme im Abendlicht, Fischerhude im Morgendunst, Rosen am Weg, eingewachsene Gartenwege. Er ist der letzte Impressionist. Und er ist – im Gegensatz zu seinen Kollegen Monet und Turner – bezahlbar.

„Hochwertige Gemälde von Klaus Schoppe setzen glanzvolle Akzente“, preist ein Prospekt der Worpsweder Galerie „Die Galerie“ die Kunst Schoppes. „Sie schaffen Freude und Werte in Ihrem Leben. Eine einfühlsame Kunstberatung ist die unerläßliche Hilfe bei der Auswahl und dem Einfügen geeigneter Exponate. Hier unterstützt Sie gerne in Ihren Räumen: Marliese Schoppe.“ Mehr noch: „Die Galerie“ kommt auch ins Haus. Vollfurnierte Eichensitzecke nebst Zinnbecher-Sammlung, über der der Hirsch röhrt? Ein Schoppe heitert die Düsternis auf. Ikea-Wohnlandschaft mit CD-Ständer-Park? Ein Schoppe läßt sich integrieren.

„Das Schlimmste für uns ist, wenn jemandem das Bild nicht gefällt“, erklärt die Galeristin dem interessierten Kunden. Gemälde von Klaus Schoppe sind nicht vom Umtausch ausgeschlossen. Sollte der „Eingewachsene Gartenweg“ nicht zu Ihrem Couchtisch passen, greifen Sie zum „Rosenbusch“. Ein malerisch beleuchteter Weg wird sich auch da ausmachen lassen. Es scheint, für den letzten Impressionisten ist der Weg das Ziel.

Da paßt es, wenn Meister Schoppe die Provence zu seiner zweiten Heimat gemacht hat. So gehört es sich für einen Impressionisten. Dorthin nimmt er seine Leica mit, knipst überall dort, wo der Lavendel am pittoreskesten leuchtet und die Weidenruten stilvoll in Flüßchen ragen. Weil die Nachfrage nach heiler Welt groß ist, ist sie es auch nach Schoppes Ölgemälden.

Heil ist die Welt zum Beispiel in Claude Monets Garten in Giverny. Gut ist, wenn es gerade geregnet hat (das Licht, die Farben!). Von Giverny fährt der Maler zurück nach Worpswede. Nimmt die schönsten Aufnahmen zur Hand, dann den Pinsel. Malen nach – Fotos. Die Ergebnisse hängen dann ständig und exklusiv in der Worpsweder „Galerie“.

Schoppe, Jahrgang '39, gebürtiger Bremer, begnügt sich mit sieben Farben. Er mischt sie erst auf der Leinwand, nicht auf der Palette. Er ist der Sproß einer uralten Künstlerfamilie, sagt Frau Marliese Schoppe, als sie sein neuestes Werk, einen Rosenbusch, sonnenbeschienen, aus dem Atelier in die Galerie bringt. „So was malt heut keiner mehr“, sagt auch die Galeristin ergriffen. „Sehen Sie den Weg?“ Wie er so hübsch impressionistisch zerfließt?

Solche Qualität kostet. Neun- bis zehntausend Mark sollte man für „Rosen am Weg“, 40x50 cm, schon bereithalten. „Dafür hat man aber etwas ganz Besonderes.“ Kein Wunder, läßt doch K. Schoppes Biographie keinen Zweifel daran, daß aus seinem Pinsel etwas Besonderes kommen mußte. Darüber gibt ein Faltblatt Auskunft. „Kameraführung im Dokumentar- und Werbefilm“, „Tätigkeit im In- und Ausland“ heißt es da unter „Ausbildungen“. Doch von der Werbung hat sich Schoppe abgewandt. Die hätte immer mehr mit Verführung zu tun, hat er dem Fachblatt „Brillant“ gestanden. Weiter in der Biographie. „Weiterbildung“: „Malerei, Praktika bei Prof. E. Roeder“; Auseinandersetzung mit Monet, Turner, C. Herrmann“. Schließlich: „Seit 1986 intensive Hinwendung zur Malerei; zahlreiche Werke in privaten Sammlungen und Wirtschaftsunternehmen.“

Das zieht. Kunstfreunde, gern auch Einsteiger, nehmen den persönlichen Schoppe-Service gern in Anspruch. „Manchmal schenken sich junge Leute seine Bilder zur Hochzeit. Und neulich hat ein 80jähriger zwei Blumenbilder gekauft: ,Auch wenn ich nur noch zwei Tage Freude dran habe'.“ „Im Alter hat man auch lieber was Impressionistisches als was Expressionistisches, wo alles so deutlich hervorgehoben ist“, meint die Galeristin: „Ich möchte so etwas auch nicht haben, das sage ich Ihnen ganz ehrlich.“

Alexander Musik

„Die Galerie“, Bergstr. 25, Worpswede. Mo-Sa 11-18 Uhr, So 12-18 Uhr