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: Deutsche Geschichte online

Leider vergaßen wir, in dem Artikel von Mitchell Ash über „Goldhagen im Internet“ anzugeben, wo denn die Diskussion, über die Ash berichtete, nachzulesen ist. Die Adresse lautet: http://h-net.msu.edu/ ~german/. Der Nachtrag führte dazu, daß die für die Rubrik „Das Politische Buch“ zuständige Redakteurin zum erstenmal in ihrem Leben im Internet surfte und jetzt schon beinahe süchtig ist. Das H-German Network („H“ steht für humanities), eingerichtet von einer amerikanischen Regierungsstiftung für geisteswissenschaftliche Forschung zu deutschlandbezogenen Themen, wird gesponsert von der Michigan State University und der University of Illinois. Es hat neben der inspirierenden Funktion auch den pädagogischen Zweck, daß amerikanische Historiker lernen sollen, mit den elektronischen Medien umzugehen.

Und nicht nur sie. Das Angebot ist unterteilt in Buchbesprechungen und Rezensionen über in Deutschland erschienene Aufsätze zu zeitgeschichtlichen Themen, in eine Abteilung „Dokumente“ („G-Text Primary Source Archives“) und in Diskussionsgruppen. Die Rezensionen sind alle exklusiv für H-German geschrieben, zumeist von Fachhistorikern. Als Schwerpunkte sind die Kaiserzeit und der Nationalsozialismus zu erkennen. Der neueste Eingang ist eine lange Würdigung des 1995 im Münchner Oldenbourg Verlag erschienenen Buchs von Stefan Karner, „Im Archipel GUPVI: Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Sowjetunion 1941 bis 1956“. Die Besprechungen provozieren oft Reaktionen, die in der gleichen Untergruppe zu lesen sind.

Die interessanteste Abteilung heißt „Discussion Groups“. Derzeit sind 13 eingerichtet, eine davon debattiert über Goldhagens Buch. Es liegt in der Kompetenz der Diskussionsleiter, die öffentliche Debatte zu schließen. Sie wird danach mit privaten E-Mails weitergeführt, ist dann aber nur den Subscribern der Liste zugänglich. Die Basistexte bleiben jedoch verfügbar. Nach relativ kurzer Zeit wurde im vergangenen Jahr die „VE-Day“-Debatte, also die Diskussion über das Kriegsende, geschlossen, ebenso die Auseinandersetzung über die Übergabe des Document Centers in Berlin an die deutsche Regierung. Drei der Discussion Groups befassen sich mit der Suche nach Quellen, die neueste sucht nach Archivalien über die Naziokkupation in Osteuropa. Und ebenfalls eine eigene Gruppe tauscht Erfahrungen mit den Schwierigkeiten aus, Biographien von Nazitätern zu finden und zu bewerten. Anita Kugler

(aku@taz.de)