Schwebend zum Vorort

■ Japaner wollen Rios Transrapid bauen – Fahrschein fünfmal teurer als für Bus

Rio de Janeiro (taz) – Die Japaner haben einen Vorsprung, doch noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Rios Verkehrssekretär Marcio de Queiroz Ribeiro versicherte am Mittwoch auf Anfrage der taz, daß er sich bei dem geplanten Bau einer Magnetschwebebahn in Rio de Janeiro nicht gegen die deutsche Technik entschieden hat. „Bis jetzt liegt uns erst ein einziges Angebot vor, und das stammt von den Japanern“, versicherte der 56jährige Ingenieur und dementierte damit einen Bericht des Handelsblatts, wonach der Baubeginn für die „erste weltweite Schnellstrecke in Magnetschwebetechnik für den Nahverkehr“ für Anfang 1997 geplant ist.

Bei dem Projekt der Magnetbahn handelt es sich um ein altes Vorhaben der japanisch-brasilianischen Consultinggesellschaft „Inada“. Die Schwebebahn soll täglich etwa 400.000 Passagiere aus dem Neubauviertel „Barra da Tijuca“ ins 30 Kilometer entfernte Stadtzentrum von Rio de Janeiro transportieren. Der Fahrpreis für die 40minütige Reise soll nach Berichten der brasilianischen Presse bei rund fünf Dollar liegen. Dies entspricht dem zehnfachen Wert eines Busfahrscheins, jetziges Massentransportmittel in ganz Rio de Janeiro.

Nach Angaben des Verkehrssekretärs versuchen die Japaner bereits seit zehn Jahren die Stadtverwaltung von Rio für das Projekt zu begeistern. Im Mai 1993 schließlich fuhr eine Abordnung von Politikern und Unternehmern auf Einladung der Konsultinggesellschaft „Inada“ nach Japan, um sich die Teststrecke der Magnetbahn in der Stadt Nagoya anzuschauen. Im September vergangenen Jahres erkundigte sich der Transportsekretär anläßlich seines Besuches auf der Automobilmesse in Frankfurt auch nach dem geplanten Transrapid zwischen Hamburg und Berlin. „Doch damals konnte mich keiner genau informieren“, erinnert sich Ribeiro.

Die Japaner hingegen wollen in Rio de Janeiro nicht nur die Premiere ihrer Magnetschwebetechnik feiern, sondern bemühen sich gleichzeitig um die Finanzierung des Projekts. Die nötigen Investitionen in Höhe von rund einer Milliarde Dollar sollen brasilianischen Presseberichten zufolge von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDH), der japanischen Eximbank sowie der größten brasilianischen Privatbank „Bradesco“ aufgebracht werden.

„Der Vorteil der Magnetschwebebahn ist, daß sie geräuschlos ist und keine Tunnelarbeiten verlangt“, so Ribeiro. Die Höchstgeschwindigkeit von etwa 300 Stundenkilometern könne in Rio nicht ausgenutzt werden, da auf der 35 Kilometer langen Strecke alle 5 Kilometer eine Haltestelle vorgesehen sei. Wesentlich geeigneter als für den Nahverkehr an der Copacabana hält Ribeiro den Bau einer Trasse auf der 500 Kilometer langen Strecke zwischen Rio und São Paulo. „Dann“, so Ribeiro, „würde der brasilianische Transrapid mit dem Flugzeug konkurrieren und nicht mit dem Auto oder Bus.“ Astrid Prange