Seit 1979 macht der iranische Geheimdienst weltweit Jagd auf Dissidenten

Als es am 12.7. um sieben Uhr abends an Muhammad Arasis Tür klingelte, wurde er mißtrauisch. Eine Männerstimme bat den Exiliraner über die Sprechanlage, die Haustür zu öffnen. Doch Arasi öffnete nicht. Statt dessen nahm der Kolumnist der in London erscheinenden iranischen Oppositionszeitung Keyhan seine Pistole, die er zur Selbstverteidigung tragen darf, und ging die Treppe hinunter. Dort versuchten drei persisch sprechende Männer die Tür aufzubrechen. Als sie Arasi bemerkten, ergriffen sie die Flucht. Arasi vermutet einen versuchten Mordanschlag auf ihn, die Auftraggeber wähnt er in Teheran.

Sollte Arasi recht haben, hätte er leicht das zwölfte Opfer iranischer Geheimdienstler außerhalb des Iran seit Anfang 1996 werden können. Auf diese Zahl kommen jedenfalls Exiliraner, wenn sie alle Morde an Landsleuten zusammenrechnen, hinter denen sie Agenten Teherans vermuten. Die Rechnung ist nicht unwahrscheinlich. Seit der islamischen Revolution 1979 machen iranische Agenten weltweit Jagd auf Dissidenten. Bis zu 300 Menschen sollen ihnen schon zum Opfer gefallen sein.

Während die Killerkommandos in Europa zumeist Schußwaffen einsetzten, griffen sie auf irakischem Territorium auch zu größeren Kalibern. Stützpunkte des Nationalen Widerstandsrates und der Demokratischen Partei Kurdistans – Iran (KPD-I) wurden mehrfach aus der Luft bombardiert. Die iranische Führung macht daraus keinen Hehl. „Wir waren in der Lage, viele Schläge gegen zahlreiche Minigruppen außerhalb des Landes auszuführen“, erklärte Irans Geheimdienstminister Ali Fallahian 1992, „eine dieser Minigruppen ist die Demokratische Partei Kurdistans.“ Kurze Zeit später starben in dem Berliner Restaurant Mykonos der Generalsekretär der KDP-I Sadegh Scharafkandi und drei weitere Kurden im Kugelhagel. Wegen des Mordes erließ der Generalbundesanwalt Haftbefehl gegen Fallahian. taud