■ Maharishi Yogi: Immer auf dem Weg zur Weltgesundheit
: Und schön regelmäßig kotzen

Die Zeit der indischen Gurus, die seit Anfang der 70er Jahre über den Westen gekommen waren, ist ja längst vorbei. Nur Maharishi Mahesh Yogi, Riegenführer unter den spirituellen Tieffliegern, macht gelegentlich noch von sich reden. Mitte der 80er hatte er den „Weltplan für vollkommene Gesundheit“ vorgestellt, eine Mixtur aus Transzendentaler Meditation und der ayurvedischen Volksheilkunde Indiens. Zahllose Heilpraktiker arbeiten heute danach.

Ayurveda, das angeblich über 5.000 Jahre alte „Wissen um ein langes Leben“, ist Teil der vier heiligen Schriften des Hinduismus. Danach spiegelt der menschliche Organismus das Ordnungssystem des Kosmos wider und sei wie dieser aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Luft, Erde und Äther zusammengesetzt. Drei sogenannte Doshas regelten den Organismus: Vata (Luft/Äther) die Atmung, Bewegung und Nerventätigkeit, (Feuer/Wasser) Verdauung und Stoffwechsel, Kapha (Wasser/ Erde) das Immunsystem. Die kleinste Störung in deren Abstimmung verursache Krankheiten, vor allem aber die Ablagerung giftiger Schlacken im Körper. Per Pulsdiagnose wird das Verhältnis der Doshas ermittelt. Um deren rechte Balance, abgeleitet aus dem astrologischen Horoskop des Patienten, wiederherzustellen und die angesammelten Schlacken auszuleiten, bedarf es der Reinigung durch Fasten, Einläufe oder Aderlässe. Besonders wichtig: Abführkuren mit gekochtem Butterschmalz und regelmäßiges Kotzen.

Ob diese Praktiken außerhalb des kulturellen Kontexts, in dem sie entstanden, sinnvoll sind, ist umstritten. Selbst indische Wissenschaftler, wie etwa der prominente Psychiater Abraham Kovoor, halten sie für ausgemachten Schmarren. Und ernsthafte Belege für die angeblichen Heilerfolge gibt es bislang nicht. Auch die Medikamentenlehre des Ayurveda hält einer seriösen Analyse nicht stand. Kritiker wenden sich vor allem gegen die traditionelle Vermengung einzelner Präparate mit Mineralien und Metallen, insbesondere mit dem hochgefährlichen Quecksilber. Als gänzlich unseriös gelten ayurvedische Präparate zur Behandlung von Krebs und Aids. So sprach die Fachzeitschrift Ärztliche Praxis von „miesen Geschäften mit HIV-Infizierten durch selbsternannte Experten der Maharishi-Sekte“.

Daß Maharishi-Ayur-Veda in TV-Pastor Jürgen Fliege einen besonderen Fürsprecher gefunden hat, nimmt nicht wunder. Auch nicht, daß die Frauenzeitschrift marieclaire ein Loblied auf Maharishis Heilkünste singt. Selbst Topmanager Ferdiand Piäch spielt den Werbe-August für Maharishi- Ayur-Veda: In der Hauspostille der Maharishi-Klinik „Parkschlößchen“ in Traben-Trarbach begeistert sich Piäch: „Eine brillante Idee für die Gesunderhaltung der Führungskräfte großer und mittelständischer Unternehmen.“ Das Herzinfarktrisiko für Manager verringere sich durch eine Maharishi-Kur um exakt 17,8 Prozent. Überdies zeige sich nach einer ayurvedischen Behandlung „größere Belastbarkeit“ und „verstärkte Freude an der eigenen Leistung“. Colin Goldner

Eine 10-Tage-Kur kostet 7.125 Mark zuzüglich 1.400 Mark zum Erlernen der Transzendentalen Meditation.