Das Portrait
: Der Hegelianer

■ Aleksa Buha

Mit Stereotypen wirft Aleksa Buha gerne um sich: Die Deutschen sind seiner Meinung nach ein „rohes Volk“. Ihre politischen Führer strebten stets nach der Vorherrschaft in Mitteleuropa. Der Mann, der am Freitag den bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic als Vorsitzenden der Serbischen Demokratischen Partei (SDS) ablöste, hält sich für den Deutschlandkenner schlechthin. Für ihn steht außer Zweifel, daß die Idee zur Zerschlagung des jugoslawischen Vielvölkerstaats gleich nach dem Tod des kommunistischen Staatsgründers Josip Broz Tito 1981 am Rhein ausgeheckt und nach der Wiedervereinigung 1990 in die Tat umgesetzt wurde.

Der heute 55jährige Philosophieprofessor wurde 1939 in dem Dorf Gacko bei Sarajevo geboren. Sein Vater starb im II. Weltkrieg. Das Gymnasium absolvierte er in Mostar. Seine akademische Laufbahn begann während der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre an der FU Berlin. Dort schrieb er seine Diplomarbeit über Hegel und beschäftigte sich intensiv mit den Werken Adornos und Marcuses. Auf diese Weise will er die Dialektik moderner Herrschaft erkannt haben. Bis zum Ausbruch des Bosnienkrieges lehrte Buha an der Universität von Sarajevo deutsche Philosophie und Geschichte und agierte als Chefideologe für die SDS. Er nimmt für sich in Anspruch, die Gefahren des „kroatischen und muslimischen Seperatismus“ als erster erkannt und eine „Strategie der Gegenwehr“ entwickelt zu haben.

So veranlaßte Buha im Mai 1995 als damaliger „Außenminister“ der selbsternannten bosnischen Serbenrepublik die Geiselnahme von UNO-Soldaten als Präventivmaßnahme, um das Serbentum in Bosnien vor einem vermeintlichen „Genozid der Großmächte“ zu bewahren. Buha wurde bisher vom UNO-Tribunal in Den Haag nicht belangt, obwohl die Geiselnahme von den Richtern längst als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ eingestuft ist.

Am Wochenende unterstrich Buha erneut, daß er den harten politischen Kurs von Karadzic fortführen werde. In einer Erklärung, die auch Buhas Unterschrift trägt, betont die SDS-Führung, daß sie am Karadzic-Kurs festhalten werde, „das Amt, die Machbefugnisse und Verantwortungen von Karadzic sind nur eingefroren“. Karl Gersuny