Jugendliche müssen draußen bleiben

■ Campingplatzbetreiber in Ostdeutschland grenzen Jugendliche immer häufiger aus

Berlin (taz) – „Jugendgruppen nehme ich prinzipiell nicht auf.“ Peter Ahrens ist da rigide. „Immerhin habe ich eine Verpflichtung gegenüber den Familien und den Alten auf meinem Campingplatz.“ Sein Platz, das ist das Heidecamp in Colbitz, Sachsen-Anhalt. 300 Gäste tummeln sich hier neben 200 Dauercampern, zur Zeit sind es sogar mehr West- als Ostdeutsche. Peter Ahrens hat so seine Erfahrungen mit Jugendlichen: „Wenn ich Bunte auf meinem Platz habe, dauert's keine zwei Tage, dann sind auch die Glatzen da.“ Die Bunten sind in diesem Fall Punker, die Glatzen die Skins.

Einmal kamen in diesem Jahr schon solche Glatzen ins Heidecamp, sechs Stück an der Zahl, mitten in der Nacht. „Die wollten einen Freund auf dem Platz besuchen.“ Ahrens forderte sie höflich auf, den Campingplatz wieder zu verlassen. Die sechs zogen sich zurück. „Ich war heilfroh, als ich sah, daß sie sich eine Taxe nehmen und wieder wegfahren“, bekennt Ahrens. „Immerhin hätte das zur Randale führen können.“

In Sachsen-Anhalt, das weiß der Campingwart, weigern sich inzwischen viele Campingplätze, Jugendgruppen aufzunehmen. Nur dort, „wo sich das nicht durchsetzen läßt, weil ein Bürgermeister etwa ein Politikum daraus macht und sagt, wir können die Jugendlichen doch nicht ausgrenzen – nur dort können Sie davon ausgehen, daß es Randale gibt.“

Den typischen Camper Ostdeutschlands gibt es nicht. Wessis wie Ossis besuchen die Plätze gleichermaßen, im Sommer sind es viele Familien mit Kindern, in der Nebensaison auch ältere Menschen. Probleme gäb es ab und an nur mit den Jugendlichen, lautet die Auskunft des Verbands der Campingplatzhalter in Mecklenburg-Vorpommern. Problem Nummer eins sei da der Alkohol. Daher würden viele Campingplätze sich auch auf Familien spezialisieren. Größere Plätze würden zudem rund um die Uhr bewacht.

Reinhold Ritz vom Regenbogen Camp im mecklenburgischen Boltenhagen handhabt das auch so. Rund 1.500 Camper beherbergt sein Platz zur Zeit, ein Drittel davon sind Jugendliche. Sie kommen zu zweit, zu dritt, zu mehreren. Probleme mit ihnen, so Ritz, gibt es keine. Natürlich gebe es ab und an mal kleine Streitereien. „Die fangen immer mit Alkohol an, und ausschlaggebend sind die Mädchen“, weiß Ritz, „Partnerwechsel auf dem Campingplatz sind eben oft mit Streit verbunden.“ Saufgelage finden im Regenbogen Camp dennoch nicht statt. „Wenn Jugendliche wie eine Teutonengruppe aussehen, die bierbüchsen- beißend durch die Gegend ziehen will“, so Ritz, „dann wird sie gar nicht erst auf den Platz gelassen.“

Die Zeitungsberichte von Überfällen auf Campingplätze, so der Boltenhagener, „verunsichern unsere Gäste schon sehr“. So manch einer beäugt seither seine jugendlichen Nachbarn mit besonderer Skepsis. Unlängst meinte ein Gast sogar, die Jugendlichen von nebenan planten, sein Zelt in Schutt und Asche zu legen. Vorausgegangen waren dem „typisch nachbarliche Streitigkeiten“. Ritz intervenierte, die Jugendlichen entschuldigten sich beim paranoiden Camper, und der bekam einen anderen Platz, wo er ungestört weiter urlaubte. Kathrin Lohmann