Bewiesen: Vulkan-Führung hat völlig versagt

■ Vertraulicher Bericht des Konkursverwalters belegt schwere Managementfehler

Bremen (taz) – In einem vertraulichen Bericht an die Gläubiger hat Wolfgang van Betteray, Konkursverwalter der Bremerhavener Vulkan-Tochter Schichau Seebeck Werft, schwere Vorwürfe gegen die Leitungsebene des Bremer Vulkan Verbundes erhoben. „Im wesentlichen haben unternehmensinterne und konzerninterne Ursachen zur Insolvenz geführt“, schreibt van Betteray in dem der taz vorliegenden Papier. So habe der Auftrag des italienischen Reeders Costa über einen Luxuskreuzliner zu insgesamt 160 Millionen Mark Verlust geführt, da der Vulkan Verbund auf derartige Großprojekte organisatorisch nicht vorbereitet gewesen sei. „Ohne klare Leitungskompetenzen“ hätten sich vier Vulkan-Töchter in das Projekt gestürzt, schreibt van Betteray. Die Planung der „Ablauforganisation“ sei in bezug auf Personaleinsatz und Materialverbrauch „zu keinem Zeitpunkt“ aufgegangen.

Seitdem der Vulkan in die Krise gekommen sei, hätten sich zusätzliche Probleme aufgetürmt. Über die Hälfte des Kaufpreises von 600 Millionen Mark für das Kreuzfahrtschiff „Costa Victoria“ sind durchlaufende Posten. Man kann also davon ausgehen, daß die Vulkan-Töchter bei dem Geschäft für jede Mark eigener Wertschöpfung fast eine Mark Verlust einfuhren. Dabei gingen die Vorstandsetagen bis in der Nacht vor dem Vergleichsantrag im März davon aus, daß die Vulkan Verbund AG die Verluste übernehmen würde.

Unverständlich ist Konkursverwalter van Betteray auch, daß bis heute keine Controllingunterlagen aufgetaucht sind. Aus ihnen könnte hervorgehen, daß die Vulkanchefs vor der heraufziehenden letzten Finanzkrise im Sommer 1995 gewarnt oder auch nur die Dimension erahnt hätten. Noch im September hatte der damalige Vorstandschef Friedrich Hennemann vor Führungskräften des Konzerns erzählt, es handele sich „nicht um eine ökonomische Krise“. Und die Bremerhavener Seebeck-Werft, so berichtet van Betteray, hatte sich über Jahre an die Subventionierung aus der zentralen Konzernkasse gewöhnt. Bis zum Vergleichsantrag habe sie daher nichts getan, um eine unabhängige Fortführung der Werft vorzubereiten. Klaus Wolschner