■ Der Decoder ist nur der Anfang
: Abgerechnet wird dann erst ganz zum Schluß

Bertelsmann und die Kirch-Gruppe reden gern von der Decodermiete, daß aber die Kosten für potentielle Kunden des neuen digitalen Fernsehens nicht erst mit dem Kauf oder der Miete der Entschlüsselungskiste beginnen, wird meist vornehm verschwiegen. Fakt ist aber, daß man das Programm des digitalen Kanals DF1 zunächst nur über Satellit empfangen kann; Einspeisungen ins Kabel sind zwar vorgesehen, doch fest geplant sind bislang lediglich einige Pilotprojekte in Hamburg, Berlin-Brandenburg und Bayern.

Zum Satellitenempfang ist zudem eine moderne Astra-Anlage mit Universal-LNB-Empfangsteil notwendig, das in ältere Schüsseln für rund 150 Mark nachträglich eingebaut werden kann. Doch auch das Fernsehgerät muß digitaltauglich sein; verfügt es nicht über eine Scartbuchse, muß ein neuer Apparat her.

Für den Empfang über Kabel – damit ist frühestens ab Herbst zu rechnen – muß der Fernseher außerdem einen Decoder für das Hyperband aufweisen. Jüngere Geräte (bis zu fünf Jahren alt) haben ihn; mit ihnen kann man bereits die drei Sonderkanäle 28 bis 31 empfangen.

Wer an den zusätzlichen Pay-per-view-Angeboten wie „Cinedom“ interessiert ist, kommt außerdem um eine weitere Telefonsteckdose nicht herum, an die die d-box für Bestellungen und Abrechnungen angeschlossen werden muß.

Außerdem wird sich demnächst so mancher Kabelkunde ärgern: Via Astra, also per Satellitenschüssel, wird man in den nächsten Jahren bis zu sechshundert digitale Kanäle empfangen können; im Kabel hingegen ist bloß Platz für neunzig.

Die d-box selbst, die neben Fernsehen noch diverse andere Service-Dienste bietet (Online-Zugang, E-Mail, Home Banking, CD-Anwendungen wie CD-ROM und Audio-CD, Konsole für Videospiele et cetera), wird nach Angaben von Kirch-Geschäftsführer Gottfried Zmeck 1.100 bis 1.300 Mark kosten; die monatliche Miete wird bei rund 30 Mark liegen. Hinzu kommen 20 Mark pro Monat an Gebühren für das DF1-Standardprogramm. Premiere-Abonnenten haben übrigens Pech: Ihr Decoder ist weder für DF1 noch für Club RTL zu gebrauchen; dafür bekommen die Kunden Premiere von Club RTL als Dreingabe – gegen Aufpreis, versteht sich.

Trotzdem rechnet Zmeck damit, in diesem Jahr noch 200.000 Abonnenten für DF1 zu gewinnen; bis Ende 1997 sollen es knapp 700.000 sein, und bis zum Jahr 2000 hält Zmeck „eine Zahl von drei Millionen Abonnenten für realistisch und erreichbar“. Zum Vergleich: Das Pay-TV Premiere wurde 1992 gestartet, kam also im gleichen Zeitraum mit exklusiver Ware und riesigen Werbeinvestitionen auf lediglich eine Million Abonnenten. Tilmann P. Gangloff