■ Querrille
: Diverse: Maximum Beatbox

Diverse: Maximum Beatbox

(Heinz Karmers Tanzcafé/ Fidel Bastro)

Maximum Beatbox muß eine Platte für all jene Leute sein, die um 1970 zur Welt gekommen sind und Mitte der achtziger Jahre freudig miterleben durften, wie die Gitarre im ganz großen Stile zurücckam. Das Instrument, welches viele wieder brauchbar fanden – vom Fun-Punk über den Garagentrash-Rocker bis hin zum Sixties-Revivalisten und zu solchen, die mit diesem Instrument den Kampf gegen „das Grauen“ (Colonel Kurtz in Apocalypse Now) und den „klimatisierten Alptraum“ (Henry Miller) aufnahmen. Immer direkt aus dem Auge des Albini (einer der Hauptdarsteller in dem Spielfilm Mein Freund Harvey).

Eine Reihe von Bands der experimentierfreudigen US- Labels Amphetamine Reptile (siehe Labelportrait unten) und Homestead spielten sich mit großem Interesse an Form, Wucht und manchmal auch aus Enthusiasmus entwickelter Wissenschaftlichkeit (Squirrel Bait) in Richtung eines erweiterten, morgenroterleuchteten Horizonts.

Einige Hamburger haben das bis heute nicht vergessen. Zu ihnen gehören die Betreiber des Labels Fidel Bastro und der Szene-Musikkneipe Heinz Karmers Tanzcafé, die diesen Sampler zusammenstellten. Eine Absicht bei der Zusammenstellung der Beatbox war, die Bandbreite vom musikalischen Instant-Witz über abgedriftetes Singing/Songwriting zu Metal-Anklängen, Gutzeit-Heavy-Pub-Punk, losgelassenem Grunge und weiteren Ausbrüchen direkt auf der Klinge des Rasierapparats zu dokumentieren.

Eine Schwierigkeit mag dagegen gewesen sein, daß viel Musik, die in der Kneipe gespielt wird, sich immer mal wieder so anhört, als müßten ihre nettesten und nett gemeintesten Eigenschaften hervorgekehrt werden: Von Unversöhnlichem, von der Liebe zur, dem Zorn in und den Härten aus Musik bleibt letztlich vor allem Skurrilität übrig.

Die Maximum Beatbox legt nahe, daß es den Kompilatoren weniger darum ging, sich etwas anzumaßen oder herauszunehmen, sondern einfach nur zu belegen, daß sie das Herz auf dem rechten Fleck tragen. Nicht Pop sollte entdeckt, sondern gute Arbeit hinterlassen werden. Die modernen Rockisten lassen auf gleich drei schweren, das heißt gewichtsstarken VinylSchallplatten Lieder davon singen.

Kristof Schreuf