Hemelinger Marsch wird LKW-Ladeplatz

■ Wirtschaftssenator Perschau zieht das Konzept eines „Umwelttechnologieparks“ zurück

Der „Umwelttechnologie-Park Hemelinger Marsch“ ist tot. Nicht, daß die grünen Wiesen hinter der Autobahn plötzlich nicht mehr zum Gewerbegebiet planiert werden sollen. Beerdigt haben die zuständigen CDU-geführten Senatsressorts für Wirtschaft und Bau inzwischen lediglich die Idee, auf der rund 50 Hektar großen Fläche zumindest zu einem Drittel Gewerbe aus dem Umwelttechnologie-Bereich anzusiedeln. Der neue Name für die Hemelinger Marsch: „Gewerbepark Hansalinie Bremen“.

Hansalinie, das klingt nach direktem Anschluß an die Autobahn und ist eine Verheißung vor allem für Speditionen und Güterverteilzentren mit regem LKW-Verkehr. Und so ist die neue Namensgebung auch gemeint: Unternehmen aus der Umweltbranche sollen sich zwar trotzdem ansiedeln dürfen, besonders geworben wird um sie aber nicht mehr. Welche Überlegungen zur Änderung von Konzept und Namen für die Hemelinger Marsch geführt haben, wollte Wirtschaftssenator Hartmut Perschau gestern gegenüber der taz nicht erklären. Auch sein Sprecher verweigerte eine Auskunft.

Unter den neuen Vorgaben des Wirtschaftssenators hat das Stadtplanungsamt inzwischen einen Entwurf für den Bebauungsplan der Hemelinger Marsch erarbeitet. Er läßt einen 90 Meter breiten Randstreifen entlang des Weserdeichs unbebaut. Und auch durch das Herz des Gewerbegebiets soll ein 50 Meter breiter Grünstreifen mit Radweg führen. Damit hat es sich allerdings auch schon mit der ökologischen Kosmetik in der Hemelinger Marsch.

Obwohl das Gebiet vom Umweltressort als Vorrangfläche für Windenergienutzung auserkoren worden war, werden in den Planungen weder Wind- noch Sonnenenergienutzung berücksichtigt. Für den Anschluß an das Fernwärmenetz des Hastedter Blockheizkraftwerks und an die Gleise der Bahn sind lediglich „Optionen“ vorgesehen. Geld für die Nutzung dieser Möglichkeiten steht nicht zur Verfügung. Fest eingeplant ist dagegen der direkte Anschluß an die Autobahnabfahrt Hemelingen.

„Wir können Speditionen und ähnliche Unternehmen bei der Ansiedlung nicht ausschließen“, sagt Jutta Formella vom Stadtplanungsamt, die den Bebauungsplan erarbeitet. Eine gewisse Lenkung will sie lediglich durch die Grundstücksgrößen erreichen. So sollen sich kleinere Unternehmen und Dienstleistungsbetriebe vor allem entlang der „repräsentativen“ Mittelstraße ansiedeln, Speditionen und andere LKW-Magneten sollen dagegen an den Rand gedrängt und „begrünt“ werden.

Auch für die lärmenden, stinkenden oder gefährlichen Betriebe, die aus den alten Gewerbegebieten Hemelingens in die Marsch umziehen sollen, werden Plätze im äußeren Bereich angeboten. Bis zu 3.500 Arbeitsplätze sollen im „Gewerbepark Hansalinie“ entstehen – eine Prognose, die vor allem durch ihren Optimisums beeindruckt. Denn eine solche Dichte von 70 Arbeitsplätzen pro Hektar gibt es nur in stark spezialisierten Gewerbegebieten, nicht aber bei der freien Vergabe der Flächen an alle, die überhaupt Interesse zeigen.

Mitte nächsten Jahres soll der erste Bagger in die Hemelinger Marsch rollen, für das Frühjahr 1998 wird mit den ersten Gewerbeansiedlungen gerechnet. Als Voraussetzung dafür muß die Umweltdeputation in ihrer August-Sitzung das bisherige Landschaftsschutzgebiet aufheben. Und die EU muß der Rücknahme des in der Hemelinger Marsch angemeldeten Vogelschutzgebietes zustimmen. Ase