Intervention – jetzt

■ Burundi steuert in eine nationale Katastrophe

Über Monate hinweg war der Ruf nach einer ausländischen Militärintervention in Burundi nicht mehr als der hilflose Versuch, Betroffenheit über den Bürgerkrieg auszudrücken. Die Forderung nach einer UNO-Intervention lenkte vor allem davon ab, daß niemand wußte, wie sich die Krise politisch, wirtschaftlich und diplomatisch entschärfen ließe.

Grund zum Entsetzen gibt es genug. Seit Jahren tobt ein blutiger Konflikt zwischen dem Minderheitenvolk der Tutsi, das Militär und Milizen dominiert, und den Rebellen, die fast ausschließlich zur Hutu-Mehrheit des Landes gehören. Dieser Kampf hat seit 1993 mehr als 150.000 Todesopfer gefordert, die allermeisten Zivilisten, sehr viele Kinder.

Trotzdem: Wer bisher nach UNO- Truppen rief, hatte den Charakter der Auseinandersetzungen nicht verstanden. Die meisten Toten wurden bei Massakern ermordet, die jederzeit auf jedem Hügel, in jeder Gemeinde und fast im ganzen Land geschehen konnten. Ausländischen Militärs wäre daher kaum etwas anderes übriggeblieben, als sich nach den Bluttaten zum Ort des Geschehens zu begeben und eine Bestandsaufnahme zu machen. Wie hätte denn ihr Mandat aussehen sollen? Immerhin war bisher die burundische Armee zwar einerseits Partei im Bürgerkrieg, aber andererseits auch verfassungsgemäßes Organ eines Staates mit einer international anerkannten Regierung.

Diese Situation hat sich jetzt geändert. Faktisch gibt es in Burundi keine Regierung mehr. In den nächsten Tagen werden – das steht außer Zweifel – viele weitere Zivilisten sterben, Hutu und Tutsi. Ein Militärputsch kann den Konflikt allenfalls anheizen, ihn aber nicht beenden. Jetzt ist es möglich, ausländische Truppen mit einem Mandat auszustatten, das sie in die Lage versetzt, Menschenleben zu retten. Nicht alle Menschenleben selbstverständlich. Ein Ende des Bürgerkrieges kann auch die UNO nicht erzwingen. Aber schon die Einrichtung von gesicherten Schutzzonen könnte Tausende überleben lassen.

Die Zeit drängt. Die Schuld, die die internationale Gemeinschaft auf sich geladen hat, als sie dem Völkermord in Ruanda vor zwei Jahren tatenlos zusah, darf nicht noch größer werden. Bettina Gaus