„Arglistige Täuschung“

■ Bremerhaven: „Aufbruch in die Fremde“-Betreiber Lembeck will gegen „Concerto“-Kulturmarketing klagen

„,Aufbruch in die Fremde' stirbt in der Stadt der Auswanderung“ steht auf Plakaten, die Dirk Lembeck, Noch-Geschäftsführer der Auswanderer-Ausstellung, in Bremerhaven gehängt hat. „Gewoba und Magistrat erzwingen den Abriß der Ausstellung!!“ steht darunter. Nur noch heute und morgen hält Lembeck die Räume an der Columbuskaje geöffnet. Dann kommen die Exponate „in den Container“. Wenn nämlich am 5.August über die Räumungsklage, angestrengt von der Gewoba, geurteilt wird. Zusätzlich anhängig ist ein Rechtsstreit zwischen Dirk Lembeck und der Stadt Bremerhaven. Die Stadt möchte nicht mehr, daß die Ausstellung – die in der Seestadt nur wenige Besucher anlockte – von Lembeck gemanagt wird und verlangt die Herausgabe der Ausstellung. Erst kürzlich ist ein Vergleich zwischen Lembeck und der Stadt in letzter Minute geplatzt (wir berichteten).

„Man hat mich absichtsvoll beschissen“, glaubt Dirk Lembeck und spielt dabei nicht so sehr auf den Bremerhavener Kulturdezernenten Wolfgang Weiß an, mit dem er sich außergerichtlich nicht einigen wollte. Im Visier hat Lembeck, der sich mittlerweile mit über 200.000 Mark verschuldet hat, jetzt die Firma Concerto Kulturmarketing. Von Helmut Hadré, damals Geschäftsführer von Concerto, hatte Lembeck 1992 die Ausstellung für 84.000 Mark gekauft. Aber war Hadré zu diesem Zeitpunkt überhaupt im Besitz der Ausstellung? Oder gehörte sie bereits dem Land Bremen, das mit Lembeck lediglich einen Betreibervertrag einging. Erst jetzt wurde Lembeck („Ich bin ein armes Schwein!“) der Passus eines Vertrages zwischen Concerto und dem Land Bremen bekannt, wonach Concerto alle Rechte an das Land abtrete.

Lembeck hält den Tatbestand der arglistigen Täuschung für erfüllt. Ein „linkes Ding“ sei das, das die Herren Hadré, Hermann Pölking-Eiken und Lembecks ehemaliger Rechtsanwalt Moser mit ihm gedreht hätten. Alle drei wären damals involviert gewesen, als er den Vertrag mit Concerto geschlossen hatte.

Sollte die Stadt die Herausgabeklage gewinnen, und das glaubt Dirk Lembeck fast schon selbst, will er juristisch gegen Concerto vorgehen. Pölking-Eiken, damals „weder Geschäftsführer noch Gesellschafter“ bei Concerto, winkt ab: „Sollte Hadré so etwas gemacht haben, bin ich aus dem Risiko.“ Andernfalls hätte er, Pölking-Eiken, Concerto nicht als neuer Geschäftsführer übernommen. Mit der Vertragsunterzeichung hätte er nichts zu tun gehabt. „Das Problem ist Lembeck.“ Als „fairer Mensch“ findet es Pölking-Eiken jedoch schade, daß man Lembeck seitens der Stadt „keine zweite Chance“ gegeben hat. Er sei schließlich „ein harter Arbeiter“. Doch daß „Aufbruch in die Fremde“ in Bremerhaven so schlecht gelaufen ist, könnte das nicht an den Manager-Qualitäten Dirk Lembecks liegen? fragt sich Pölking-Eiken.

Doch der gibt nicht auf. Legt Abrechnungen offen, die die Unterdeckung des Ausstellungsbetriebs belegen, um die böse Fama zu zerstreuen, er habe sich selbst monatlich 8.000 Mark Honorar gegönnt.

Und er glaubt daran, daß „Aufbruch in die Fremde nur deswegen so schlecht gelaufen ist, weil „niemand sie findet“. Schließlich könne er auf Anhieb fünf Städte in den USA nennen, die „händeringend“ auf die Ausstellung warten würden. Tatsache ist, und das gibt auch Concerto-Geschäftsführer Hermann Pölking-Eiken zu, haben damals, als die Ausstellung in der Bremer Unteren Rathaushalle so gut lief, alle wollten, daß Dirk Lembeck die Schau in Bremerhaven weiterführe.

Aber daß er in der Seestadt so hart aufschlage, sagt Lembeck bitter, habe er nicht gedacht. Mu