■ Vorschlag
: Max Andersson stellt in der Comic-Galerie Grober Unfug aus

Wollen Sie das Rauchen aufgeben? Tun Sie's nicht – die Konsequenzen könnten fatal sein! Zumindest dann, wenn Ihre Lunge – wie in Max Anderssons Comic „Bad Lungs“ – ein Eigenleben hat. Frohen Mutes wirft der Held die letzte Schachtel in den Müll, muß aber sofort gelblichen Schleim spucken, während sich das Wohnzimmer in eine psychedelische Kulisse aus grünen und violetten Kreisen verwandelt. Schon stürzt die Lunge dem Schleim hinterher ans Freie, zückt ein Messer, schneidet ihrem Exinhaber die Kehle durch und steckt sich genüßlich eine Kippe in die Luftröhre.

Diese eindringliche Warnung vor den Risiken der Rauchentwöhnung ist in der Comic-Galerie Grober Unfug zu sehen, wo Andersson seit gestern Zeichnungen, Ölbilder und Puppen aus seiner zu Recht als „ganz schön schräg“ oder gar „noch schräger“ (Comic Speed Line) gepriesenen Comicwelt ausstellt. Der 33jährige Zeichner aus dem schwedischen Göteborg, von dem auf deutsch „Pixy“ und „Container“ (beide bei Jochen Enterprises) vorliegen, läßt in seinen Bilderfolgen gern Blut und andere Flüssigkeiten fließen. Genauso gern erweckt er die Dinge zum Leben, seien es die widerspenstigen Innereien aus „Bad Lungs“, die siechen Häuser in „Pixy“ oder die von stählernen Insekten infizierten Plüschtiere in „Der Fluch der Kuscheltierfabrik“. Zitate aus Horror- und SF-Filmen klingen an, doch das ist nebensächlich. Denn indem die Zeichnungen Unbeseeltes beleben und Organisches mit Technischem verquicken, feiern sie die Möglichkeiten, die der Comic bereithält. Auch räumlich: Da reicht der Tritt auf eine morsche Diele, und schon landen die Protagonisten in einer Fabrik, die sich aus knochenartigen Maschinenteilen zusammenfügt und in der geraubte Kinderkörper festgehalten werden. Auch wenn die Figuren, ganz wie im Märchen, alle Prüfungen bestehen und schließlich dem Licht der heilen Oberwelt zustreben: Dem Happy-End sollte man nicht trauen. Denn ein paar Zeichnungen später schon mag eine Leiche lange Schatten werfen, und ein abgetriebener Fötus könnte sich per Telefon aus der Unterwelt zurückmelden. Cristina Nord

„Container“, bis 5.10., Grober Unfug, Zossener Straße 32-33