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Wenig salomonisch

■ Blutkonserven von äthiopischen Juden in Israel dürfen vernichtet werden

Tel Aviv (taz) – Rassismus war nicht mit im Spiel, als die israelischen Gesundheitsbehörden Blutspenden von jüdischen Immigranten aus Äthiopien vernichteten. Dies geschah vielmehr mit der Begründung, daß unter diesen Einwanderern ein unverhältnismäßig hoher Prozentsatz von HIV-Infizierten festgestellt wurde. Die Gesundheitsbehörde handelte korrekt, wie eine von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission unter Leitung des früheren Staatspräsidenten Jitzhak Navon am Sonntag bekanntgab.

Die Kommission kritisierte zwar, daß die äthiopischen Juden überhaupt Blut spenden durften, meinte aber, daß dies in der guten Absicht geschehen sei, die Einwanderer nicht zu stigmatisieren. Ende 1995 hatte die Tageszeitung Ma'ariv zum erstenmal berichtet, daß auf Anweisung der staatlichen Gesundheitsbehörde Blutspenden äthiopischer Einwanderer vernichtet werden. Die Veröffentlichung hatte zu stürmischen Protesten äthiopischer Einwanderer gegen ihre vermeintliche rassistische Diskriminierung und zur Einsetzung der Untersuchungskommission geführt. Die Kommission legte jetzt zugleich Empfehlungen vor, die bestimmte Gruppen wie Homosexuelle, Bluter, Drogenabhängige und Einwanderer aus Ländern mit einer hohen Aidsrate vom Blutspenden ausschließen. Kommissionsleiter Navon gab zu, daß damit gerade die äthiopischen Einwanderer wieder die am meisten betroffene israelische Bevölkerungsgruppe sein würden.

Vertreter der äthiopischen Einwanderergemeinde beklagten, daß die ganze Affaire zu einer intensiveren Diskriminierung und Stigmatisierung der äthiopischen Juden führe. So gebe es Schulen und Kindergärten, in denen Kinder äthiopischer Einwanderer nicht neben anderen Mitschülern sitzen dürfen und Lehrer sich „des Blutes wegen“ weigern, die Wunden „schwarzer“ Kinder zu versorgen. Die äthiopischen Einwanderer wollen Beschwerde beim Obersten Gericht einlegen. Amos Wollin

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