■ Unsicherheit durch Sicherheitsnadel: Atlanta Ortszeit 8.12 p.m.
Zur taz-Kolumnenminute: Jörg Roßkopf gegen den Koreaner Kim Taek Soo, Halbfinale, letzter Satz. Wildes Schmettern, Nervenkrieg. Die deutsche Nummer 135 gewinnt schließlich gegen die 153 mit 26:24. Womit sich ein ungelöstes Olympiaproblem offenbart. Quizfrage: Tischtennisspieler haben es, Tenniscracks und Gewichtheber nicht, wohl aber alle LeichtathletInnen. Na? Richtig: Die Startnummern. Warum hier, warum da nicht, mal vorn, mal hinten – das ist das eine Rätsel.
Verblüffender noch ist die Befestigungsfrage. Atlanta-Athleten tragen ausgetüftelte High-Tech- Weltraumfasern, rasieren sich für Tausendstelsekunden und werden penibel genau vorgecheckt auf Werbelogomaximalgröße – und müssen sich dann Nümmerchen mit schnöden Sicherheitsnadeln aufs Trikot basteln. Legionen von Designern verbringen halbe Leben mit der Ästhetisierung von Trikotagen in Material, Form und Farbe, bringen rechnergesteuert Schriftzüge in wohlgesetzten Bögen und Lettern an – und müssen dann mitansehen, wie eilig angehängte Nummern schiefhängen, ausreißen, anfetzen, abfetzen.
Die Mega-Games sind überperfektioniert, gigantös organisiert, geregelt. Und dann, mit der Illusion altvorderer Improvisation, baumeln und flattern Startnummern wie bei jedem x-beliebigen Volkslauf. Warum wird nicht genäht, vorher eingedruckt? Unerklärlich, ja mysterisch. Bernd Müllender
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