Greenpeace: Jahr des Wachstums

■ Die Umweltorganisation will in den USA stärker werden

Amsterdam (taz) – „Das vergangene Jahr war ein finanzieller Erfolg“, begann Thilo Bode, Direktor der Stiftung Greenpeace International, die Jahresbilanzpressekonferenz in Amsterdam. Weltweit konnte die Umweltorganisation die Einnahmen von 137,4 Millionen auf 152,8 Millionen Dollar steigern. Nach einigen Jahren des Spendenrückgangs wurde damit nun wieder ein Zuwachs um 11 Prozent erzielt.

1995 war das Jahr erfolgreicher Kampagnen wie der gegen die Versenkung der Ölplattform Brent Spar und die französischen Atomtests im Südpazifik. Aber auch in diesem Jahr verlor Greenpeace wieder Förderer. Dem Manager-Magazin zufolge sank ihre Zahl seit 1991 von weltweit 5 auf 3 Millionen. Immer weniger Leute spenden also Greenpeace immer mehr, und das vor allem in nur drei Ländern: Deutschland (46 Prozent), den Niederlanden (16 Prozent) und den USA (14 Prozent).

Die Abhängigkeit macht Bode, zuvor Chef von Greenpeace Deutschland, zu schaffen. „Im kommenden Jahr wollen wir unsere Aktivitäten in den Vereinigten Staaten verstärken.“ Nirgendwo sei die Fördererstruktur so stabil und gut wie in der Bundesrepublik. Aber Bode zielt auch auf neue Wachstumsregionen: „Ich denke an Indien, Südafrika und Thailand. Allein in Thailand ist die städtische Mittelschicht größer als die gesamte Bevölkerung von Neuseeland.“

Eines der größten internen Probleme ist die momentan unklare Haltung von Greenpeace zum Thema Walfang. Ein entlassener Greenpeace-Campaigner hatte Vorwürfe gegen Bode erhoben, daß dieser den Walfang vernachlässige. Erst zum Ende der norwegischen Walfang-Saison gab es eine Aktion. „Das lag am schlechten Wetter, wir hatten Probleme mit einem Boot. Ich persönlich habe mich aber stark dafür eingesetzt, daß wir nach Norwegen fahren“, erwiderte Bode.

Der ehemalige Vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende David McTaggart hat unterdessen bekräftigt, daß er seine Arbeitskraft künftig vor allem in seine „Third Millennium Foundation“ stecken wolle. Die Hauptthemen sind die Greenpeace-Klassiker Walfang und Atom, bei McTaggart speziell Tschernobyl. „Es reicht nicht mehr aus, nur Aktionen zu unternehmen.“ Sein Fonds soll im Gegenteil die Kontakte zu Politik und Wirtschaft vertiefen. Thilo Bode verneint, daß McTaggart damit auf Distanz zu Greenpeace gehen wolle. Falk Madeja