piwik no script img

■ VorschlagFassbinder für die USA – Benefiz mit Tim Fischer und Rosel Zech

„Katzelmacher“, „Angst essen Seele auf“ oder „Lili Marleen“ – welchen Fassbinder-Film würden Sie persönlich dem US-amerikanischen Publikum erhalten wollen? Die Rainer Werner Fassbinder Foundation in Berlin hält Wahlzettel bereit und dankt wärmstens für jede Spende. Wie kommt's? Das komplette Werk Fassbinders, immerhin 44 Filme, sollen von Januar bis März 1997 erstmals vollständig in einer Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art und danach in 14 weiteren Städten der USA gezeigt werden. Doch zuvor müssen die Filme größtenteils neu untertitelt oder die Negative völlig neu hergestellt werden. Weil die Nachlaßverwaltung die Kosten von über einer Million Mark nicht selbst tragen kann, sucht sie nun nach Spendern und Sponsoren. Auch ein Benefizkonzert im Renaissance-Theater soll der guten Sache dienen.

Öffentliches Geld kann Juliane Lorenz, langjährige Cutterin und Freundin Fassbinders sowie seit 1993 Leiterin der Fassbinder Foundation, nicht erwarten. Zwar unterstützen das Goethe-Institut und das Außenministerium die US-Retrospektive, aber die Aufwendungen für die Kopien wollen weder die Filmförderanstalten noch das Kuratorium des Jungen Deutschen Films mitfinanzieren. „Manchmal habe ich den Eindruck, die Leute verstehen gar nicht, worum es hier eigentlich geht. Schließlich soll hier deutsches Kulturgut erhalten werden. Ein Rembrandt muß auch gepflegt und gelegentlich restauriert werden“, sagt Juliane Lorenz. Aber erwirtschaftet die Foundation nicht selbst genug durch die Auswertung der Film- und Theaterrechte? Die Frage stimmt Juliane Lorenz ärgerlich: „Halten Sie es denn für normal, daß ein Regisseur aus seinen eigenen Tantiemen sich für die Erhaltung seines Werkes einsetzen muß?“

Die Idee zum Benefizkonzert hatte der befreundete Chansonnier Tim Fischer, der einige Fassbinder-Lieder im Programm hat und sich vom Komponisten Serge Weber weitere Texte vertonen lassen will. Rosel Zech, die in Fassbinders „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ die Hauptrolle spielte, wird aus seinen Aufzeichnungen lesen. Außerdem werden die estländischen Liedermacher The Brothers Urb auftreten. Und was, wenn nach all den Benefizen – am 3.8. findet ein weiteres in Bremen statt – und all den Spenden- und Sponsorenaufrufen das Geld doch nicht zusammenkommt? „Dann geh' ich auf die Straße!“ sagt Juliane Lorenz. Ob zum Betteln oder Demonstrieren, würde sich noch zeigen. Axel Schock

Heute, 20 Uhr, Renaissance-Theater, Knesebeck/Hardenbergstr., Karten: 30/70 Mark, Telefon Fassbinder Foundation: 261 84 84

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen