Brasilien: Streik gegen Mercedes abgebrochen

■ 3.000 Jobs gestrichen, in Campinas werden nur noch Busfahrgestelle hergestellt

São Paulo (taz) – Der Überlandbus Marke „Mercedes-Benz“ stirbt aus. Trotz heftiger Proteste der Metallarbeitergewerkschaft am Produktionsstandort Campinas im Bundesstaat São Paulo stellt „Mercedes-Benz do Brasil“ die Produktion von Buskarosserien Ende September ein. Nach zwei Wochen Widerstandsstreik gaben die noch verbliebenen tausend Angestellten auf und kehrten am Mittwoch an ihren Arbeitsplatz zurück.

Der Personalabbau bei dem deutschen Tochterunternehmen, das in Brasilien Busse und Lastwagen herstellt, läuft auf vollen Touren „Im September vergangenen Jahren wurden 500 Mitarbeiter entlassen“, zählt Gerardo Mendes de Mello, Vorsitzender der Metallarbeitergewerkschaft von Campinas. Von September 1995 bis Januar 1996 seien 300 Arbeiter im Rahmen des Programms „freiwilliger Entlassungen“ ausgeschieden. „Im Februar wurde 1.203 Angestellten gekündigt und jetzt noch einmal 920 Mitarbeitern“, nur 1.040 Angestellte seien übriggeblieben. „Weil eine brasilianische Familie im Durchschnitt aus vier Personen besteht, kämpfen 12.000 Menschen in Campinas ums Überleben“, rechnet de Mello vor.

Als Grund für die Entlassungen gab die Firmenleitung die „Umstrukturierung“ an. „Mercedes war neben der Firma Mafersa das einzige Unternehmen, daß in Brasilien komplette Omnibusse produzierte“, sagt Firmensprecher Roberto Barreiros. Man wolle sich jetzt auf die Produktion des Fahrgestells konzentrieren, weil hier die technologische Stärke liege.

Im vergangenen Jahr stieg der Absatz von Omnibussen in Brasilien um 30 Prozent gegenüber 1994, auch Mercedes steigerte den Verkauf von 8.770 auf 11.650 Busse. Was mit dem riesigen Firmengelände in Campinas geschehen soll, darüber schweigt sich die Firmenleitung aus. „Es existieren Pläne, aber die sind noch nicht veröffentlichungsreif“, winkt der Sprecher ab. Gewerkschaftler Mello schwant nichts Gutes. „In zwei Jahren werden sie einen Teil der Leute zu geringeren Löhne wieder einstellen“, prophezeit er. Das Gelände sei mit der Produktion von Fahrgestellen und Ersatzteilen nur zu zehn Prozent ausgelastet. Astrid Prange