„Man schlägt sich so durch“

■ Harry Rowohlt über vollgekotzte Waschbecken und die Gefahr, beim Krimilesen in einer Badewanne zu ertrinken

Ab Montag täglich an dieser Stelle: „Der Barbier von Bebra“ – der große Sommer- und Fortsetzungsroman von Wiglaf Droste und Gerhard Henschel. So mancher Protagonist in der packenden Geschichte vom geheimnisvollen Bartmörder wird dem Leser bekannt vorkommen, etwa Wolfgang Thierse oder Lutz Rathenow. Zu den Personen und ihren Darstellern zählt auch der Übersetzer und „Zeit“-Kolumnist Harry Rowohlt. Er hatte bereits Gelegenheit, das Buch zu lesen und sprach mit der Wahrheit, obwohl er gerade einen Zahnarzttermin hinter sich hatte bringen müssen.

Harry Rowohlt: Bevor wir überhaupt anfangen, möchte ich die Gelegenheit zu einer kleinen Berichtigung wahrnehmen: Der kleine Wichlaf hat nämlich am 9. Juli in der taz behauptet, ich hätte in Wien während einer studentischen Demonstration die Parole „Jeder Mann und jede Frau / gegen den Sozialabbau“ so beantwortet: „Jeder Mann und jede Frau / essen heute Kabeljau.“ Ich habe aber den Genossen Ulbricht zitiert: „Jedormön an jedem Ott / zweemöl in dor Woche Spott!“

taz: Sie sollen auch ihren Auftritt im „Barbier von Bebra“ korrigiert haben...

An einer Stelle, ja. Ich habe natürlich gleich Korrektur gelesen, als ich die Fahnen des Romans in die Hände bekam. Und da sage ich doch in einer Szene „Wenn du das tun würdest...“ So würde ich mich nie ausdrücken. „Wenn du das tätest“, muß es selbstverständlich heißen. Nach wenn nie würde. Außer in „Wenn Würde töten könnte. Inhaltlich habe ich aber nichts korrigiert.

Sie gehören allerdings auch zu den wenigen Figuren, die den Roman überleben, und kommen überhaupt recht gut weg.

Ich habe hart daran gearbeitet, gut wegzukommen. Als ich mir in Wien mit Wiglaf Droste ein Hotelzimmer teilte und er sich übergeben mußte, habe ich ihn in das Waschbecken kotzen lassen. Erst als er fertig war, habe ich ihn darauf hingewiesen, daß er auch die Toilette hätte nehmen können. Die stand gerade mal zwei Meter daneben.

Sind Sie nicht schon mindestens zweimal in einem Buch aufgetreten?

Man schlägt sich so durch als Romanfigur. Einmal wäre ich dabei sogar fast ertrunken.

Wie kam das?

Da lag ich in der Badewanne und las einen Krimi von Klugmann und Mathews. Der Ich-Erzähler fuhr eine Bundesstraße entlang, und da stand ich und hielt anhaltermäßig den Daumen in die Luft. Allerdings leicht verkantet und nicht in Fahrtrichtung. Der Ich-Erzähler hält an und fragt mich, ob er mich mitnehmen kann. Und ich sage: „Nee, Alter. Ich fahr nur Eisenbahn.“

Stimmt das denn?

Nö. Mein lieber Freund Stephan Samtleben, der in der Buchhandlung des Hamburger Literaturhauses arbeitet, ist übrigens schon in fünf Romanen vorgekommen. Ich kriege aber immer noch einen Schreck, wenn ich in einem Buch auftauche. Wie bei diesem Auftritt als Anhalter: Da bin ich in die Wanne gerutscht.

Und beim zweitenmal?

In einem anderen Buch erzählen Klugman und Mathews von einem übergewichtigen, bärtigen Hausmann, der am Computer sitzt. Aber das kann ich nicht sein. Ich habe nämlich keinen Computer. Das Gespräch notierte Carola Rönneburg