■ Folteropfer über Priebke: Nie Ruhe verloren
Arrigo Paladini, Professor, wurde am 4. Mai 1944 von der SS in Rom verhaftet: Er stand im Verdacht, dem damaligen Aufklärungsdienst der Alliierten (OSS) zugearbeitet zu haben und Hinweise auf das Versteck von OSS- Chef Peter Tompskin geben zu können. Paladini, der inzwischen verstorben ist, gab 1990 Folgendes zu Protokoll:
„Bei den ersten Verhören wurde ich von Kappler und dem Major Schutz persönlich zusammengeschlagen. Danach drei weitere Male von Hauptmann Priebke, schließlich kamen andere dazu. Im Gegensatz zu seinen Kollegen war Priebke jedoch nicht vulgär und beleidigend, er verlor nie die Ruhe. Sein üblicher Satz war: ,Tut mir leid, aber Sie müssen reden. Sie werden auf jeden Fall hingerichtet, aber Sie können sich viele unnütze Leiden ersparen.‘ Weiteres Druckmittel: ,Wenn Sie nicht aussagen, sehen wir uns gezwungen, Ihren Vater hinzurichten.‘ Beim dritten Verhör teilte er mir kalt und schneidend mit, mein Vater sei hingerichtet worden. Tatsächlich war er bereits vor Monaten in einem KZ umgekommen, aber das wußte ich damals nicht. Nach den Verhören wurde ich in die Zelle zurückgeschleift; einmal haben sie mir zwei Rippen gebrochen und eine schwere Kopfverletzung zugefügt.“
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