Gefängnis gestürmt

■ Demonstrant von palästinensischer Polizei im Westjordanland erschossen

Tulkarem/Jerusalem (AFP) – Mehrere hundert Demonstranten haben gestern ein Gefängnis im Westjordanland gestürmt und zahlreiche Häftlinge befreit. Dies teilten Augenzeugen aus der Stadt Tulkarem mit. Zuvor hatten palästinensische Polizisten einen jungen Palästinenser vor dem Gefängnis erschossen. Er hatte an einer Demonstration vor der Haftanstalt teilgenommen. Anlaß für die Demonstration waren Gerüchte, wonach mehrere Häftlinge ins Krankenhaus eingeliefert worden seien. Daraufhin hatten sich Angehörige der Gefangenen vor der Haftanstalt versammelt.

Die Polizisten eröffnete nach Augenzeugenberichten das Feuer auf die Menge, die sich vor dem Gefängnis versammelt hatte. Nach dem Tod des jungen Mannes seien mehrere hundert Bewohner des Flüchtlingslagers von Tulkarem zu dem Gefängnis marschiert. Sie hätten das Gebäude gestürmt und mehrere Dutzend Insassen befreit.

Am Donnerstag hatten bereits rund 500 Palästinenser in Nablus nach dem Tod eines Häftlings gegen die palästinensischen Sicherheitskräfte demonstriert. Der Palästinenser war vermutlich von palästinensischen Sicherheitsbeamten schwer mißhandelt worden. Seit Beginn der palästinensischen Selbstverwaltung im Mai 1994 starben sieben Häftlinge in palästinensischen Gefängnissen.

In den palästinensischen Autonomiegebieten soll der Ausbau neuer jüdischer Siedlungen erleichtert wreden. Die israelische Regierung hob gestern mehrere Beschränkungen für den Siedlungsbau auf, sagte Regierungssprecher Danni Naweh nach einer Kabinettssitzung. „Die Entscheidung bedeutet nicht die Zustimmung zu einem konkreten Bauprojekt“, sagte Naweh. Allerdings würde das Genehmigungsverfahren wesentlich vereinfacht.