Malaysia versinkt in der Dunkelheit

■ Das Stromnetz ist zusammengebrochen. Peinlich für die Regierung, die sich als Hi-Tech-Land präsentieren will

Bangkok (taz) – Ein perfekter Alptraum: Überall auf der Halbinsel Malaysia blieben am Samstag abend Menschen in den Aufzügen der Hochhäuser stecken. An den Kreuzungen fielen die Ampeln aus, Kaufhäuser, Wohnungen und Restaurants versanken in Dunkelheit. Züge blieben unversehens stehen. Ein Betriebsfehler im Paka-Elektrizitätswerk des Bundesstaates Terengganu hatte offenbar die Kettenreaktion im gesamten Stromversorgungsnetz Westmalaysias ausgelöst. So schaltete sich um 17 Uhr 17 (Ortszeit) blitzschnell ein E-Werk nach dem anderen ab. Die Krankenhäuser und Flughäfen des Landes funktionierten jedoch weiterhin – sie konnten auf eigene Notstromaggregate zurückgreifen. Das Endspiel der malaysischen Fußballmeisterschaften zwischen den Teams der Provinzen Kedah und Sarawak wurde auf den folgenden Tag verschoben. Zehntausende empörte Fans, die im Stadion der Hauptstadt auf den Anpfiff gewartet hatten, weigerten sich, nach Hause zu gehen.

Zum Zeitpunkt des Stromausfalls wurden nach Auskunft des malaysischen Energie- und Telekommunikationsministers Datuk Leo Moggie 5.760 Megawatt generiert. „Wir wissen noch nicht genau, was den Zusammenbruch hervorgerufen hat“, sagte Moggie. Nach Information des staatlichen Energieunternehmens Tenaga Nasional sei die Versorgung der malaysischen Halbinsel mit 16 Millionen Bewohnern gestern morgen zu 95 Prozent hergestellt worden.

Dieser malaysische Blackout- Rekord ist besonders peinlich für Premierminister Mahathir Mohamad, der sein Land in kurzer Zeit zum modernen Industriestaat entwickeln will: Erst am Donnerstag weihte Mahathir eine neue „Hochtechnologie-Zone“ im Süden von Kuala Lumpur ein.

Auf einer Fläche von 15 mal 50 Kilometern, die sich von der Hauptstadt bis zum geplanten Flughafen und einer komplett neuen Verwaltungshauptstadt erstrecken wird, soll ein sogenannter „Multimedia Super Corridor“ (MSC) entstehen. Wo heute noch kleine Farmen, Wälder und Ölpalmenplantagen liegen, soll sich Spitzenkommunikationstechnologie ansiedeln. Nach Mahathirs Worten wird die Regierung rund drei Milliarden Mark für die fehlende Infrastruktur ausgeben. Jutta Lietsch