Gezielte Zerstörungswut

■ Im niederländischen Utrecht fühlen sich Anwohner von Zigeunern gestört

Den Haag/Utrecht (taz) – Eine Gruppe Jugendlicher hat im Utrechter Stadtteil Pijlsweert mit schweren Hämmern eine Wohnung zerstört, die einer „Zigeunerfamilie“ zugesprochen war. Die Täter brachen die Vorderwand des kleinen Reihenhauses ab und rissen eine Zwischenwand heraus. Nach einer ersten Zerstörung in der vergangenen Woche hatte der Besitzer, die Wohnungsgesellschaft Utrecht, das Haus mit Brettern vernagelt.

Der Utrechter Polizeisprecher Jan Kramer macht eine Gruppe Jugendlicher für die Tat verantwortlich, die sich allabendlich auf einem Vorplatz des Hauses aufhält. Aus Langeweile und Zerstörungswut würfen sie dann Scheiben ein. Vor zwei Monaten sei ein leeres Haus an der gegenüberliegenden Seite in Brand gesteckt worden. Laut dem in Pijlsweert tätigen Nachbarschaftspolizisten Wilhelm Commu seien zahlreiche Anwohner darüber verärgert gewesen, daß der Sohn einer im Viertel wohnenden Zigeunerfamilie mit seiner Partnerin in das Haus einziehen sollte. Die Anwohnerin Ineke Huiding drückt dies stellvertretend für andere so aus: „Es muß keine niederländische Familie sein. Aber diese Zigeuner haben einen schlechten Ruf.“ Nach Darstellung der Polizei nahm das Viertel Anstoß an den geparkten Wohnwagen der Zigeuner und ausgiebigen Grillabenden.

Die betroffene Familie soll nun eine andere Wohnung in Pijlsweert erhalten. Der zerstörte Wohnraum wird instand gesetzt und anschließend im üblichen Vergabeverfahren an andere Mieter vergeben. Im Utrechter Stadtteil Geuzenwijk haben Bewohner in der vergangenen Woche eine Familie aus Surinam verjagt. Sie mußte Hals über Kopf durch die Hintertür aus ihrer Wohnung flüchten. Harald Neckelmann