: Gewinne machen mit Salz aus Gorleben
■ Endlagergegner gründen Salinas GmbH: Bergrecht sichert ihren Coup
Hannover (taz) – Das Gorlebener Endlagerbergwerk bekommt private Konkurrenz. Unter dem Motto „Wir nutzen unser Salz selbst“ wollen Anwohner des Endlagers eine „Salinas Salzgut GmbH Gorleben“ gründen. Geschäftsziel: Steinsalz aus dem Gorlebener Salzstock fördern. Mit dem Besitzer der Salzabbaurechte, Andreas Graf Bernstorff, sind die Gründer der Salinas Salzgut bereits einig geworden. Der Graf will an die GmbH, die sich „Prospektion und Abbau einheimischer Bodenschätze“ zum Ziel gesetzt hat, ein Waldstück samt der Rechte am darunter liegenden Salz verpachten.
Auf dem Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft des End- und Zwischenlagers Gorleben errichteten Atomgegner in der Vergangenheit schon häufig Widerstandscamps. Die Salinas Salzgut GmbH, deren offizielle Gründungsversammlung am kommenden Freitag in Trebel stattfinden wird, will im Wald bei Gorleben zunächst eine Erkundungsbohrung durchführen. Auch das dabei geförderte Salz läßt sich bereits dem Gesellschaftszweck entsprechend vermarkten: „Salzlecksteine für forst- und landwirtschaftliche Zwecke, Schmuckstücke, Einrichtungsgegenstände, Andenken“ wollen die geschäftstüchtigen selbständigen Salzunternehmer fertigen. Sie denken auch über eine „Verwertung des Steinsalzes zu heiltherapeutischen Zwecken“ nach.
Ganz nebenbei will das junge Unternehmen, das von einem „bundesweit ernormen Interesse an Gorlebener Salzprodukten“ ausgeht, auch der Endlagergesellschaft DBE „die Tour versalzen“. Nach dem Bundesberggesetz hat die Ausbeutung von unterirdischen Rohstoffen zum Zwecke der gewerblichen Nutzung grundsätzlich Vorrang vor einer bloß wissenschaftlichen Erkundung von Lagerstätten. Und als eine solche wissenschaftliche Erkundung firmiert genehmigungsrechtlich bis heute der Gorlebener Endlagerbau. Die Salinas GmbH geht somit durchaus chancenreich in den Rechtsstreit, der sich schon an der ersten Bohrung nach Salz entzünden wird. Auch die vom Bund angestrebte Enteignung der Gorlebener Salzrechte des Grafen Bernstorff wird nicht einfacher, wenn ein Teil dieser Rechte an eine gewerbliche GmbH übergeht. Bis zur Gründungsversammlung der Salinas sollen hundert Gesellschafter je eine Einlage von 500 Mark zum Eigenkapital beigesteuern. Die Pacht, die Graf Bernstorff dann von der Salinas erhält, will dieser zweckgebunden verwenden: für die Finanzierung seiner Gorleben- Prozesse. Jürgen Voges
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