Verfassungsschutz soll Scientology bekämpfen

■ Bayern und Nordrhein-Westfalen wollen die Psychosekte überwachen. Ein US-Außenamtssprecher empfiehlt den umstrittenen Film „Mission: Impossible“

Berlin (dpa/AP) – Ungeachtet der Kritik der USA mehren sich in den deutschen Parteien die Forderungen nach einem härteren Vorgehen gegen die Scientology-Organisation. Der Düsseldorfer Innenminister Franz-Josef Kniola verglich die Sekte in einer Zeitung mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK und verlangte ein entsprechendes Verbot. Sein Münchner Kollege Günther Beckstein forderte, bei der Bekämpfung der Scientologen auch vor prominenten Künstlern nicht haltzumachen.

Für Beckstein ist „die selbsternannte ,Scientology-Kirche‘ weder eine Kirche noch eine Glaubensgemeinschaft, sondern ein reines Wirtschaftsunternehmen, das seine Mitglieder zu absoluter Treue und vollkommenen Gehorsam zwingt, um sie in jeder Hinsicht auszunutzen“. Es bestehe die Gefahr, daß diese „systematische Ausbeutung der Menschen genauso wie die organisierte Kriminalität gegen unsere demokratische Grundordnung gerichtet ist“.

Bayern prüft zur Zeit, ob ausreichende Anhaltspunkte für eine Beobachtung der Sekte durch den Verfassungsschutz vorliegen. Eine Überprüfung von Beamten auf eine etwaige Sektenmitgliedschaft wurde bereits beschlossen. Der Münchner Maßnahmenkatalog sieht ferner vor, Veranstaltungen, bei denen Scientologen mitwirken, jegliche staatliche Unterstützung zu verweigern. Wenn Künstler die Begeisterung der Menschen mißbrauchten, um für die Scientologen zu werben, müsse der Staat mit Aufklärung und der Arbeit des Verfassungsschutzes dagegenhalten. Dies gelte auch für Prominente wie Tom Cruise, John Travolta oder Priscilla Presley, betonte der CSU-Politiker.

Die gleiche Ansicht vertritt der SPD-Politiker Kniola. Er forderte ein bundesweit einheitliches Vorgehen gegen die Sekte, bei der es sich um eine „verfassungsfeindliche, intolerante, rassistische Organisation“ handle. Scientology müsse von den Verfassungsschutzämtern observiert werden.

Scientology-Sprecher Franz Riedl nannte die Reaktion der Politiker auf 0,04 Prozent der Bevölkerung – die Organisation habe 30.000 Mitglieder in Deutschland – „Wahnsinn und Hysterie“. Auslöser dafür seien wohl die jüngsten Proteste des amerikanischen Außenministeriums. Dieses hatte eine Diskriminierung der Scientologen in Deutschland angeprangert.

In Washington empfahl jetzt Außenamtsprecher Nicholas Burns, die Deutschen sollten sich „Mission: Impossible“ ansehen: „Es ist ein guter Film“. Die Junge Union hatte zum Boykott des Spielfilms aufgerufen, weil Hauptdarsteller und Produzent Tom Cruise Mitglied der Sekte ist.

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