Der Barbier von Bebra (8)

■ Von Wiglaf Droste und Gerhard Henschel

Was bisher geschah: Der Kripopraktikant Mirko Pril hat heimlich die Detektei Pfeiffer aufgesucht.

Sofort brach Mirko Pril zusammen. „Ich liebe diese Frau über alles! Aber sie ist eiskalt!“ Er krümmte sich. „Alles, alles habe ich versucht, sogar Erich Fromm gelesen. Die Kunst des Liebens. Aber da steht überhaupt nichts drin!“

Widerwillig erinnerte sich Pfeiffer an seine eigenen fruchtlosen Versuche, ausgerechnet in dieser Fibel ein paar handfeste Tips zu finden. Er verdrehte die Augen. Ein Mann hatte es heutzutage wirklich nicht leicht, seine Brötchen zu verdienen. „Also wie jetzt? Lieben Sie diese Braut, oder wollen Sie ihr eine verplätten?“

Pril schluckte. „Ich war unheimlich charmant zu ihr. Aber sie hat total verbittert reagiert. Ich glaube, sie ist frigide. Und wenn ich sie nicht haben kann, dann will ich wenigstens ihr Leben zerstören!“

„Das hört sich doch schon mal ganz vernünftig an“, sagte Pfeiffer. „Was darf's denn sein? Kleine Telefonaktion? Oder ,Stern TV?‘ Soll ich Günther Jauch ein paar heiße Infos stecken?“ Seine Stimme senkte sich zu einem heiseren Flüstern. „Oder bevorzugen Sie den direkten Zugriff aufs Objekt?“

„Vorläufig würde es mir schon genügen, wenn sie ihre Karriere in die Tonne treten müßte“, sagte Pril. „Das ist eine Frau mit Vergangenheit. Die hat Dreck am Stecken. Hundertpro! Finden Sie's raus, egal wie! Und wenn Sie die ganze Stadt durchkämmen müssen! Geld spielt keine Rolle.“

„Ooo doch!“ In diesem Punkt ließ der gewiefte Detektiv nicht mit sich spaßen. „Ich kann für Sie das Bäumchen schütteln und mich mal bei ihr zu Hause umsehen.“ Pfeiffer dachte laut nach. „Aber wie komm ich da unbemerkt rein? Und wieder raus? Ohne Spuren zu hinterlassen? Ich hab's! Ich zieh mir Gummistiefel an. Dann können die bei Interpol die Fußabdrücke nicht vergleichen. Profikonzept! Das kostet aber, Sportsfreund! Fünf Mille dürften für den Anfang genügen. Okay?“

Mirko Pril drehte sich um und zählte leise an den Fingern ab: Häsnji, häsnji, häsnji, eins im Sinn – wenn er seine Großmutter vergiftete, würde es reichen. Er schlug ein. „Wir sind im Geschäft, Meister. Die Zielperson heißt Gisela Güzel und wohnt in der Labradorstraße 23 im Erdgeschoß.“

Während Pril den Scheck ausstellte, kündigte Pfeiffer Maßnahmen an. „Keine Bange. Wo geraucht wird, ist auch Feuer. Alles, was ich finde, geht per Expreß an den Vorgesetzten dieser Hure.“

„Aber lassen Sie um Gottes willen meinen Namen aus dem Spiel!“

„Sowieso. Diskretion ist mein zweites Ich! Möchten Sie einen Drink? Ich habe einen zwanzig Jahre alten Persiko in petto. Für Gelegenheiten wie diese.“ Er rupfte ein Poster von der Wand, das einen smarten Pfeifenraucher zeigte. Es war signiert: „Für Reiner durch dick und dünn. Forever B.!“ Dahinter kam ein Safe zum Vorschein. Pfeiffer öffnete ihn, holte die Flasche heraus und schenkte ein. „Prösterchen!“

„Wissen Sie“, sagte Mirko Pril und kostete von seinem Drink, „ich bin es einfach leid, immer abzublitzen.“ Der Persiko hatte ihm die Zunge gelöst. „Nicht einmal als Bademeister in Kühlungsborn habe ich einen Stich gekriegt.“

Pfeiffer griente. „Mir kommen gleich die Tränen. Geht es Ihnen besser, wenn ich Schwarz trage?“ Diesen Fisch, dachte er bei sich, lasse ich nicht mehr von der Angel. Den werde ich melken bis zum letzten Blutstropfen.

*

Schon seit zwanzig Minuten trieb sich Inspektor Klein auf der Herrentoilette von Julep's New York Bar herum und machte sich frisch. Wahrscheinlich legt er Schnatterpulver nach, dachte Gisela Güzel, einen ganzen Zebrastreifen, um das Tempo zu halten.

Fortsetzung folgt

Erscheint im Herbst bei Edition Nautilus