Vati kan(n) den Castor haben

■ GAL überrascht mit definitiver Lösung des Atommüllproblems

Ewige Nein-Sager, ideologische Blockade-PolitikerInnen, ausstiegsbesessene VerweigerInnen? Nix da! Rechtzeitig zu den in Dannenberg stattfindenden Demonstrationen gegen den bevorstehenden Castor-Transport nach Gorleben meldete sich am Wochenende die Hamburger GAL und überraschte mit einem nahezu göttlichen Atommüll-Entsorgungskonzept. „Castor in den Vatikan“, fordert der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Holger Matthews.

Ein Scherz? Mitnichten. Zwölf gewichtige Gründe, die jeder politischen Diskussion mühelos standhalten, können die Grünen für ihren himmlischen Plan anführen. So hat sich der Vatikan (im Gegensatz zu den BewohnerInnen des Wendlandes) ausdrücklich für die Nutzung der Atomenergie ausgesprochen. Akzeptanzprobleme sind somit nicht zu erwarten. Zudem sei die Kirche „die einzige Institution, die bisher über Jahrtausende Bestand hatte und den Atommüll über weitere tausend Jahre sicher lagern könnte“.

Unter Sicherheitsaspekten drängt sich für Matthews der Standort geradezu auf, da wegen des Zölibats durch Strahlung ausgelöste genetische Schäden nicht an kommende Generationen weitergegeben würden. Mit der Schweizer Garde befehligt der päpstliche Kleinstaat zudem eine eigene Sicherheitstruppe, die Atommülldiebe und Terroristen fangen könne. Und im Gegensatz zu Rußland verfüge er über genügend eigene Schätze, um auch in ökonomischen Krisenzeiten die Wachtrupps noch zu besolden. Deutsche Geheimdienstler könnten sich wieder um andere Dinge als Plutoniumschmuggel kümmern.

Unter Kostengesichtspunkten bietet sich der Vatikan als Atommüllendlager an, da meterdicke Kirchenmauern und Kellergewölbe ohne größere Umbauten einen gewissen Strahlenschutz gewährleisten würden. Da der Vatikan unweit des Meeres liegt, könnte für Atommülltransporte aus der ganzen Welt der kostengünstige Seeweg gewählt werden.

Ganz wichtig: Mit biblischer Überzeugungskraft könnte auch der letzte Zweifler auf den richtigen Weg gebracht, durch regelmäßige Gebete und Segnungen zudem die Unfallwahrscheinlichkeit verringert werden. Gott sei Dank: Aufgrund solch triftiger Argumente dürfte kein Zweifel mehr erlaubt sein, was mit dem weltweiten Atommüll zukünftig geschehen sollte: Der heilige Vati kan(n) ihn haben. Marco Carini

Ausführliche Berichte zu den Protestaktionen gegen die Castor-Transporte siehe S. 1, 6 und 10.