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Nicht das ereignislose Schema

■ Walter Wolfman Washington verjüngt erfolgreich den Blues

Wenn alte Hauer nicht zu lahmen Stechern werden, obwohl sie sich mit Urgroßvaters Musikerfindungen beschäftigen, liegt der Verdacht nahe, daß sie irgendwo in der Gegend von New Orleans siedeln. Walter Wolfman Washington etwa, der von Haus aus knietief im Blues-Sumpf steht und dort die Moskitos tanzen läßt, kommt aus der kleinen Südstaatenstadt mit der großen musikalischen Lunge – und das hört man. Hier wird nicht orthodox das ereignislose Schema runtergedudelt, sondern von den Rändern her in andere Bereich vorgestoßen.

Auf seiner neuesten Platte Blue Moon Risin' beschäftigt er die in Hamburg wohlbekannten JB Horns Maceo Parker, Fred Wesley und Pee Wee Ellis, um seinem Blues den Funk zu geben. Aber auch Elemente aus Cajun, Soul und Jazz finden Eingang in das weiche Spiel des Gitarristen, das hier an B.B. King, dort an Wes Montgomery erinnert. Zusammen ergibt sich eine Platte, die sich von vorherigen Klangerzeugnissen Washingtons durch einen breiten Stil-Fächer und den radikal modernen Klang unterscheidet, einem Sound also, der richtig seventy-mäßig anmutet.

Im Gegensatz zu vielen Blues-Enthusiasten, die das begrenzte Regelwerk der Klampf-Musik dadurch noch verarmen, daß sie sich an den Evergreens vergehen und sich so ihrer Klatscher sicher sein wollen, ist Washington auch ein begnadeter Komponist. Stücke wie „Can't Stop Loving You“ klingen bereits wie ewige Hits, obwohl sie gerade erst erfunden wurden.

Leider begleiten die JB Horns Washington nicht auf seiner Tour, aber für Groove und Schmackes garantiert eine reich bestückte Band inklusive Bläser-Section.

Till Briegleb

Mo., 24. April, Fabrik, 21 Uhr

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