Bremer Bier jetzt mit britischem Humor

■ Eine Anzeigenserie der Beck's-Brauerei gibt der EU-Kommission Rätsel auf. Die Bremer Brauer behaupten, daß die Brüsseler Bürokraten ihr Gletscherwasser verunreinigen wollen

Brüssel (taz) – Die Eurokraten wollen den Geschmack von Beck's- Bier zerstören, fürchtet die Bremer Brauerei und ruft die britischen Biertrinker in ganzseitigen Zeitungsanzeigen zum Protest auf. Der Brüsseler Angriff ziele auf das „glasklare Gletscherwasser, das aus einer fünfzig Kilometer vor Bremen liegenden unterirdischen Quelle“ gewonnen werde. Und da wollten Eurokraten mit den Fingern drin herumrühren, heißt es in den Anzeigen, die ausschließlich in Großbritannien erscheinen.

In der EU-Kommission in Brüssel rätselt man nun, was die Bierwerber damit meinen könnten. Die Ansicht herrscht vor, daß sie „wohlmeinende Kerle, aber vielleicht ein bißchen übereifrig“ seien. Dafür spricht unter anderem auch der Gletscher, den Bremer unterirdisch anzapfen. So etwas hatte man bisher eher in alpinen Gegegenden vermutet.

Möglicherweise ein Irrtum, bisher hatte sich ja in der EU tatsächlich niemand dafür interessiert, wo Beck's sein Wasser holt. Die einzig mögliche Erklärung, die man sich in der EU-Kommission für den Bremer Aufschrei zusammenreimen kann, zielt jedoch eher auf die geplante Änderung der Trinkwasserrichtlinie. Darin sollen eine Reihe von Grenzwerten für ungesunde Stoffe gelockert werden, was Wasser- und Umweltschützer aufs heftigste kritisieren.

Doch das könnte den Biermachern egal sein, die Brüsseler Vorschriften sind Mindestnormen, wenn die Bremer besseres Wasser haben, ist das kein Problem. Sollten die Brauer also tatsächlich etwas dagegen einzuwenden haben, daß für einige wenige Giftstoffe die zulässigen Grenzwerte im Trinkwasser künftig verschärft werden?

Nur könnte es aber auch ganz anders sein. Ist im Beck'sschen Gletscherbier etwa mehr Blei, Nickel, Antimon oder Arsen, als die EU gerade noch erlauben will? Oder vielleicht sogar Kupfer, das auf die Leber schlägt. Bisher war die EU-Kommission recht großzügig, aber seit die Wissenschaftler nachgewiesen haben, daß die Krebsgefahren höher sind als bisher angenommen, soll der Hahn zugedreht werden. Ausnahmen gibt es nur für Mineralwasser, weil die Abfüller sagen, daß die heilende Wirkung ihrer Produkte ja oft gerade darin liegt, daß es etwa besonders viel Eisen enthält. Mineralwasser braucht deshalb nicht Trinkwasserqualität zu haben, es muß lediglich auf der Flasche fein säuberlich draufstehen, was drin ist. Beim Bier dagegen muß sich auch der leseschwache Trinker laut EU-Recht darauf verlassen können, daß die Brauer Trinkwasser verwendet haben. Doch die Bremer Beck's-Zentrale weist den Verdacht der EU-Kommission weit von sich, sie befürchte bei einer veränderten EU-Trinkwasserrichtlinie Schwierigkeiten mit der Reinheit ihres Quellwassers. Die Anzeigenserie sei vielmehr ein besonderer Gag der Scottish Courage Brauerei, die das Beck's-Bier in Großbritannien vermarktet, meint ein Bremer Brauereisprecher. Beck's gebe nur die Absatzziele vor; wie Scottich Courage die erreiche, sei deren Bier.

Der Sprecher räumt zwar ein, daß die antieuropäische Tonlage der Anzeigenserie für ein international verkauftes Bier vielleicht nicht besonders glücklich gewählt sei, aber das komme auf der Insel nun einmal gut an. Dort wüßte auch niemand, warum man die in Brüssel „aus unserem Bier heraushalten“ müsse, aber das sei auch nicht so wichtig. Die Engländer hätten eben ihren eigenen Humor. Alois Berger