Arbeit bleibt langweilig

■ Auch Sieger 1. FC Köln weist beim 3:0 in Düsseldorf lahme Perspektiven nach

Düsseldorf (taz) – Erstliga-Fußball ist und bleibt ein Stück langweiliger, mitunter nervtötender, vor allem aber unfaßbar schlecht inszenierter Unterhaltungsindustrie. Und daran ist bei weitem nicht nur dieses wahnsinnig häßliche „Die Bundesliga“-Logo schuld. Denn schließlich wird unter diesem Signum ja auch immer noch Fußball gespielt. Verzeihung: verkauft. Das Problem ist halt nur, daß der Warenwert nicht immer stimmt. Bei der Saisonpremiere von Fortuna Düsseldorf etwa gewann der 1. FC Köln zwar 3:0, doch in einem Spiel, das so gar nichts von dem hatte, was man uns in den „Bediener-Medien“ jeden Tag aufs neue glauben machen will.

Entscheidend ist am Ende eben doch die Qualität des Spiels. Entscheidend ist aber auch, daß die, die für das Sportliche verantwortlich sind, nicht den Realitätsbezug verlieren. Im Falle von Aleksandar Ristic braucht man da nun wirklich keine Angst zu haben. Erstens ist der Mann ein erstklassiger Analytiker, zweitens gab es auch keine Möglichkeit, die Verfassung seiner Mannschaft am Sonntag abend hinter irgendwas zu verstecken: Fortuna hatte eigentlich kein Zweikampfverhalten, gewährte dem Gegner nahezu unendlichen Raum und verlor genau deswegen am Ende auch satt. Das Unternehmen Nicht-Abstieg ist in Düsseldorf also bereits wieder in Arbeit. Es wird sogar „härter als in der letzten Saison“, sagt Ristic. Die Spielerdecke ist dünn, und jener Teil der Decke, der gegen Köln spielte, zeigte selten Erstliga- Kompatibilität.

Auf seiten des 1. FC Köln war auch nur verhaltene Freude zu verzeichnen. Euphorie wollte bei Trainer Peter Neururer nicht aufkommen. Der erhoffte Sieg sei seinem Team, wie auch immer, gelungen. Deutliche Betonung lag auf „wie auch immer“.

Und genau so mußte man auch die Schiedsrichterleistung bewerten. Hartmut Strampe aus Handorf pfiff wie ein gnadenlos untalentierter Free-Jazz-Musiker. Vor dem Kölner Führungstreffer durch Thiam übersah er ein Foul an einem Düsseldorfer; er gab zwei klare Elfmeter nicht und hielt sich gemäß DFB-Anweisung vor allem damit auf, das Trikotzupfen gleich reihenweise mit Freistößen zu ahnden. Wenn man an so einem schönen August-Sommertag überhaupt ein Fazit ziehen soll, dann das, daß niemand im Rheinstadion ernsthaft daran interessiert war, Bundesliga zu zelebrieren, das vielbeschworene „Fußballfest“ zu feiern. Vielmehr hielten sich alle Akteure nur damit auf, ihre Arbeitsstunden ordnungsgemäß abzuleisten. Und wer sind wir eigentlich, daß wir uns darüber aufregen? Denn natürlich folgen auf das erste Spiel einer neuen Saison noch weitere dreiunddreißig. Und wenn beide Mannschaften so weiterarbeiten, werden sie sich ganz gesichert wie in der letzten Saison im unteren Tabellendrittel tummeln dürfen. Insofern bleibt Fußball in Köln und Düsseldorf berechenbar und langweilig. Thomas Lötz