Kolumbiens Kampf um die Kokakulturen

Bogotá/Florencia (AP/AFP/ taz) – Der Konflikt im Süden Kolumbiens eskaliert. Zwei Menschen kamen ums Leben, als die Armee am Montag in Florencia, der Hauptstadt des Departamentos Caquetá, das Feuer gegen etwa 6.000 demonstrierende Kokabauern eröffnete. Die Armeeführung sprach zunächst nur von einem Toten und 17 Verletzten. In Caquetá wie auch in anderen Provinzen demonstrieren Bauern seit Wochen gegen die staatlich angeordnete Zerstörung der Kokaplantagen. Sie beklagen, die Regierung biete ihnen keinerlei Alternative, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

General Nestor Ramirez erklärte im Rundfunksender RCN, aus den Reihen der Bauern sei zuerst geschossen worden. Das Militär hatte die 400 Kilometer südlich von Bogotá gelegene Stadt abgesperrt, um zu verhindern, daß die rund 45.000 Bauern in der Region Florencia die Stadt stürmten. Tausende Kokabauern besetzten in der vergangenen Woche schon die Hauptstadt Mocoa des Staates Putumayo.

1993 hatten die Spionage-Satelliten der USA entdeckt, daß in Kolumbien nicht, wie bislang vermutet, 20.000 Hektar Koka angebaut wurden, sondern mehr als doppelt soviel. Der Druck auf Kolumbien wuchs. Seit Mai diesen Jahres geht die Regierung unter Präsident Ernesto Samper rigoros gegen den Anbau von Kokapflanzen vor.

Seither steht auch Caquetá gemeinsam mit den Departamentos Guaviare, Meta, Vichada und Vaupés unter Sonderregime, einer Art regionalem Ausnahmezustand, der der Armee größere Vollmachten einräumt. Ein Teil der Bürgerrechte ist suspendiert.

Anders als in Guaviare, wo Tausende Hektar im Umkreis von Miraflores großflächig mit Koka bepflanzt sind, haben die Siedler im südlichen Caquetá nur Kleinparzellen, die kaum zur Subsistenz reichen. Die meisten haben während des Koka-Booms Mitte der achtziger Jahre angefangen, als Kolumbien sich als Anbauland gerade erst etablierte und das Kartell von Medellin des Pablo Escobar dem Staat den Kampf ansagte. Damals erlebte der als Stützpunkt für den Tropenholzhandel gegründete Hafen Puerto Solano seinen Aufschwung und wurde zur flächenmäßig größten Gemeinde des Landes, mit über 43.000 Quadratkilometer Tropenwald mehr als halb so groß wie Österreich, aber nur von 210.000 Menschen bevölkert. rld