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: Filmemacher Erwin Leiser gestorben

Berlin (taz) – Der Dokumentarfilmer Erwin Leiser ist im Alter von 73 Jahren in Zürich gestorben. Der gebürtige Berliner erlag am Donnerstag abend einem Herzleiden. Einen Namen als Dokumentarfilmer hatte sich Leiser gleich mit seinem ersten Film „Mein Kampf“ gemacht, der 1959 unter dem schwedischen Originaltitel „Den blodiga tiden“ (Die blutigen Zeiten) in die Kinos kam. Das zweistündige Werk gilt als einer der besten Dokumentarfilme über die Volksverführung, die Aggressionspolitik und die verbrecherischen Taten Hitlers.

Leiser war nach den Pogromen gegen die Juden in Deutschland im November 1938 nach Schweden ausgewandert, wo er in Lund studierte und zunächst als Publizist tätig war. Seit 1961 lebte und arbeitete er in Zürich. Als herausragende Arbeit gilt auch sein zweiter Dokumentarfilm „Eichmann und das Dritte Reich“ von 1961, in dem er sich anläßlich des Prozesses in Israel mit dem Antisemitismus im Dritten Reich auseinandersetzte. Weitere Themen seiner Arbeit als Dokumentarfilmer waren die atomare Bedrohung nach den Bombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki („Wähle das Leben“, 1963) und die Probleme in den Entwicklungsländern („Keine Welt für Kinder“, 1972). Auch dem Werk bildender Künstler wie Hans Richter und Claes Oldenburg widmete Leiser Filme. Foto: AP