Kein Erbarmen, kein Asyl

■ Mit Äxten und Schlagstöcken räumt die französische Polizei die von Afrikanern besetzte Pariser Kirche Saint-Bernard. Pfarrer: „Katastrophe für die Menschenrechte“

Paris (AP/taz) – Mit Tränengas und Schlagstöcken hat die Pariser Polizei gestern früh die von rund 300 illegalen afrikanischen Einwanderern besetzte Kirche Saint-Bernard geräumt. Im Einsatz waren rund 1.000 Polizisten, darunter Einheiten der Anti-Aufstands-Polizei CRS. Nachdem letztere gegen 7.45 Uhr die Sympathisanten der Kirchenbesetzer vor dem Gebäude auseinandergeprügelt hatten, schlug die Polizei das Hauptportal mit Äxten ein und stürmte das Gebäude. Zu Gewalt kam es, als Eltern unter den Besetzern den Abtransport ihrer Kinder verhindern wollten. Mehrere Menschen wurden mit Blut im Gesicht abtransportiert.

Gemeindepfarrer Henri Coinde, der später von einer „Katastrophe für die Menschenrechte“ sprach, alarmierte die Nachbarschaft durch Glockenläuten. Wenig später fanden sich 2.000 Menschen zu einer Demonstration ein. Da war aber schon alles vorbei. Zehn Besetzer, die sich seit 50 Tagen im Hungerstreik befunden hatten, liegen in Militärkrankenhäusern; sie erklärten, den Hungerstreik fortsetzen zu wollen. Die anderen sind in Vincennes in Abschiebehaft. Nach Zeitungsberichten sollen die ersten bereits heute nach Mali abgeschoben werden. Verhaftet wurden 46 Sympathisanten, darunter die Schauspielerin Emmanuelle Béart.

Die Räumung war erwartet worden, nachdem Premierminister Alain Juppé am Donnerstag gesagt hatte, die Kirchenbesetzer hätten „kein Recht, in Frankreich zu leben“. Das Innenministerium hatte zuvor ein Aufenthaltsrecht für 100 der 300 Besetzer in Aussicht gestellt. Am späten Donnerstag abend hatten die Hungerstreikenden trotzdem die Fortsetzung ihrer Aktion beschlossen. D.J. Seiten 8 und 10