Steuerfahnder folgen BDI-Chef Henkel

■ Kontenskandal noch nicht ausgestanden. Nach Anzeige Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Kampf um die Spitzenämter in den Wirtschaftsverbänden wird härter

Berlin (dpa/taz) – Zu viel Feind und Ehr'. Hans-Olaf Henkel, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), hat im Augenblick mehr Feinde, als er sich leisten kann. Weil Henkel einem bankrotten Freund Anfang der neunziger Jahre für vier Jahre ein Konto auf seinen Namen überlassen hatte, beschäftigt sich jetzt die Steuerfahndung mit den Geldgeschäften des BDI-Chefs. Ein Privatmann hat den obersten Repräsentanten der deutschen Industrie wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angezeigt, so die Münchener Staatsanwaltschaft. Daraufhin habe man die Steuerfahnung beauftragt zu ermitteln. Henkel sprach von einer „beispiellosen Kampagne zur Schädigung seines Rufes“.

Der Skandal um Henkels Fremdkonto ist schon einige Wochen alt. Der BDI-Chef hatte gleich zu Beginn in einem Spiegel- Interview eingeräumt, seinem alten Bekannten Christian Vinke von 1991 bis 1994 unvorsichtigerweise Vollmacht für eines seiner Konten eingeräumt zu haben. Vinke hatte einen Offenbarungseid leisten müssen; er hätte sonst keine weiteren Geschäfte in der Immobilienbranche abschließen können.

Vinke machte mit Hilfe des Kontos Geschäfte, bei denen sich seine Geschäftspartner übers Ohr gehauen fühlen. An einem der Geschäfte soll Henkel als Ratgeber mitgewirkt haben. Henkels damaliger Arbeitgeber, der IBM-Konzern, hatte mit Vinkes Hilfe ein Grundstück in Berlin verkauft.

IBM machte mit Henkels Freund Geschäfte

Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob Makler Vinke 1,3 Millionen Mark an Einnahmen aus seinen Immobiliengeschäften nicht korrekt versteuert hat.

Der BDI-Chef hatte schon im Juni eigene Verfehlungen weit von sich gewiesen. Auch jetzt sagt Henkel wieder, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Der BDI-Chef bekräftigte, er werde im November für eine weitere Amtszeit als oberster Repräsentant der deutschen Industrie kandidieren.

Der Anspruch auf das Führungsamt ist aber offenbar nicht mehr ganz unumstritten. Das manager-magazin hatte in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, daß einige bayrische Industriebosse ein Geheimtreffen abgehalten hätten, um eine eventuelle Nachfolge für Henkel zu regeln, der Mann sei politisch zu unsensibel. Ins Gespräch gebracht worden sei BMW-Vorstand Horst Teltschik. Teltschik gilt als Vertrauter von Bundeskanzler Helmut Kohl. Und Kohl soll verärgert über den BDI sein, weil die Wirtschaft nicht genug Lehrstellen anbietet.

Die von dem Magazin apostrophierte Klüngelsitzung paßt natlos in die rabiatere Personalpolitik, die in jüngster Zeit die deutschen Wirtschaftsverbände prägte. Henkel selbst hatte vor einigen Monaten dafür gesorgt, daß Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann nicht wie geplant zum Chef des europäischen Arbeitsgeberverbandes werden konnte. Bei Gesamtmetall war Präsident Hans- Joachim Gottschol nach einer Auseinandersetzung um die Tarifpolitik abgelöst worden. ten