Schlechter Tag für VW

■ Biedenkopf sprachlos. Greenpeace nennt neuen VW-Passat gefräßig

Dresden (taz) – So hatte sich der Vorstand von VW die Präsentation des neuen Passat-Modells wahrscheinlich nicht vorgestellt. In Bonn vermied es die Bundesregierung gestern, sich in der Auseinandersetzung mit der EU zu deutlich auf die Seite VWs oder Sachsens zu stellen. Im Land selber werteten Sachsens Bündnisgrüne das Vorgehen der Biedenkopf-Regierung bei den VW-Millionen als offene Aufforderung zum Rechtsbruch. Biedenkopf habe sich zum „Laufburschen des Automobilunternehmens“ gemacht, erklärte der sächsische Bundestagsabgeordnete Werner Schulz. Und Greenpeace beschimpfte den neuen Passat, der nach VW-Angaben „nur geringfügig größer als sein Vorgänger“ ist, als „dumm, schwer und gefräßig“.

Heiko Weigel, wirtschaftspolitischer Sprecher der Bündnisgrünen, nutzte die Gelegenheit, dem Dresdner Wirtschaftsministerium eine „massive Bevorzugung von Großinvestoren“ gegenüber dem Mittelstand vorzuwerfen. Mit der großzügigen Förderung von VW habe die Landesregierung Hoffnungen in der Chemnitzer Region genährt – ob diese auch erfüllbar seien, darüber werde der Europäische Gerichtshof entscheiden.

Den ganzen Tag über präsentierte der Automobilhersteller, der erst kürzlich einen Produktionsrekord meldete, in Dresden seinen neuen Liebling, die vierte Generation des Passat. „Der große Radstand“ so VW, unterstreiche „die Impression von kultivierter Kraft und Energie“. Vor dem Nobelhotel Taschenbergpalais protestierten Greenpeace-Aktivisten gegen das Mittelklasse-Statussymbol: Sie betankten aus aufgetürmten Ölfässern symbolisch einen Passat. Der neue Passat brauche nicht weniger Sprit als der alte, mehr PS sei auch für VW wichtiger als mehr Klimaschutz, so Wolfgang Lohbeck von Greenpeace. dek