Mit 120 Sachen in den Süden

Schmetterlinge, die mit bis zu 120 km/h an unserer Nase vorbeifliegen? Wo gibt's denn so was? Vor der Haustür. Die Folge: Zerfetzte Flügelränder, Schuppenabrieb. Etwa 25 Prozent aller Schmetterlingsarten, Nachtfalter inklusive, gehen im Spätsommer auf Wanderschaft in den Süden, gibt der Naturschutzbund (NABU) Bremen bekannt. „Die wandernden Falter sind leicht an ihrem schnellen, zielgerichteten Flug in eine bestimmte Richtung zu erkennen“, so NABU-Biologe Bernd Quellmalz. Die Falter brechen aus demselben Grund gen Süden auf wie die Zugvögel und die Urlauber: Jenseits der Alpen ist's wärmer. Und während beispielsweise, um im Bild zu bleiben, Kohlweißlinge die Pauschaltouristen stellen und bei einem bestimmten „Temperaturschwellenwert“ in Massen losziehen, fliegen Diestelfalter und Admiral allein. Wobei die Schmetterlinge ihr Ziel stur verfolgen, Gegenwind hin oder her.

Erst seit den 40er Jahren ist das Phänomen Schmetterlingswanderschaft überhaupt bekannt. Vorher habe man den fragilen Wesen wohl gar nicht zugetraut, große Entfernungen zurückzulegen, und demzufolge auch nicht nach Reiseziel und -besonderheiten geforscht, vermutet NABU-Biologenkollege Ingo Raschen. Seitdem hat man sich die schöne Illusion vom poetisch torkelnden Gaukler der Lüfte wohl abzuschminken: Schmetterlinge, jedenfalls die Wanderer unter ihnen, sind Marathon-Athleten mit nichts als dem Ziel vor Augen. Im Frühjahr kommen manche Arten aus Afrika in europäische Gefilde, auch nach Bremen; ein Jahr kann so eine Reise schon dauern. Damit sie sich von der strapaziösen Reise erholen können, wünscht sich der NABU mehr Raststätten für Zugschmetterlinge (und natürlich auch für die große Mehrheit der nicht-wandernden Arten) in Form von naturnahen Gärten statt englischem Rasen.

Mu/Foto: Karsten Joost

Tips zum Schmetterlingsschutz beim NABU,