Was ist los mit der Produktion à la López?

■ Jeder dritte VW aus dem Stammwerk in Wolfsburg muß nachgebessert werden

Wolfsburg (dpa) – Die Mängelquote am wichtigsten VW-Standort liegt dramatisch hoch, so interne Untersuchungen des größten europäischen Autokonzerns. Wie die Welt am Sonntag den Bericht zitiert, muß dort fast jeder dritte produzierte Wagen wegen einem oder mehreren Mängeln nachgebessert werden. Damit liege die Mängelquote am Stammwerk des Volkswagen-Konzerns mit seinen 45.000 Beschäftigten weit über der Konkurrenz.

Ein deutsches Automobilwerk gilt bereits als schlecht organisiert, wenn es eine Nachbesserungsquote von fünf Prozent hat. Besonders effiziente Fabriken wie das Transporterwerk von Mercedes haben laut Welt am Sonntag eine Quote von weniger als einem Prozent. VW wollte sich zu dem Bericht vorerst nicht äußern. ein Sprecher teilte lediglich mit, das Unternehmen werde „frühestens am Montag“ Stellung nehmen.

Die „Schlamperei“ sei für den Vorstand um VW-Chef Ferdinand Piäch „höchst beunruhigend“, hieß es weiter. Die Wirkung der Workshops, die von Konzernvorstand José Ignacio López 1994 zur Kostensenkung und zur Qualitätsverbesserung eingerichtet und die bisher konzernweit 14.000 Mal durchgeführt wurden, scheinen verpufft. Neue Qualitätsprogramme für die Belegschaft und Führungsprogramme für das Management sollten nun für Abhilfe sorgen. Aus Unternehmenskreisen hieß es, daß Lopez wegen interner Blockaden mit dem Problem zu Rande komme. Die Möglichkeit, daß Fehler bei Rationalisierungen auf Teufel komm raus zwangsläufig auftreten, wird offiziell anscheinend nicht in Betracht gezogen.

Der VW-Vorstand hat nach WamS-Angaben trotz der Mängel Anfang 1996 ein Investitionsprogramm von 3,2 Milliarden Mark für Wolfsburg beschlossen. Das soll zu einem Produktivitätsschub verhelfen. Das neue Golfmodell, das ab 1997 vom Band rollt, werde beispielsweise in 20 Stunden montiert, hieß es. Beim jetzigen Golf seien es 30 Stunden. Dadurch werden weitere Arbeitsplätze eingespart – selbst die Viertagewoche kann derartige Ersparnisse bei den Arbeitsstunden in der Montage nicht ausgleichen. Ein Ausweg wären neue Autotypen wie das für Ende der neunziger Jahre angekündigte Drei-Liter-Auto.